Mordfall Jürgen Ponto Mordfall Jürgen Ponto: Im Terrorjahr 1977 wird Dresdner-Bank-Chef Ponto ermordet

Frankfurt/Main/dpa. - Als der Jurist Jürgen Ponto 1969 zum Vorstandssprecher der Dresdner Bank aufstieg, konnten nur wenige Fachleute mit seinem Namen etwas anfangen. Das änderte sich schnell, denn unter seiner Ägide wandelte sich das damals noch selbstständigeGeldinstitut in eine moderne Geschäftsbank, die eng in der damaligen «Deutschland AG» verflochten war.
Ponto vereinigte Dutzende Mandate in den Aufsichtsräten wichtigerdeutscher Unternehmen auf seine Person, unter anderem hatte er denVorsitz der Kontrollgremien bei der Münchener Rück, RWE und AEG-Telefunken inne. Kurzfristig zum Buhmann wurde Ponto wegen des vonihm eingefädelten Verkaufs von Daimler-Benz-Aktien an Kuwait, dervielfach als Ausverkauf deutschen Eigentums interpretiert wurde.
Der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende überzeugteMarktwirtschaftler stieg schnell zu einer viel beachteten Stimme inder Bankenwelt auf, die sich zu zahlreichen wirtschaftspolitischenThemen öffentlich äußerte. Pontos Rat suchten unter anderem derägyptische Präsident Sadat, der Schah von Persien und der damaligeBundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Dieser soll der «FrankfurterAllgemeinen Zeitung» zufolge erwogen haben, den Bank-Manager zumBundesfinanzminister zu machen.
Der Neffe des Schauspielers Erich Ponto, der seit 1950 in denDiensten der Dresdner Bank stand, engagierte sich stark für dieschönen Künste, namentlich für klassische Musik. Der am 30. Juli 1977von einem RAF-Kommando im Alter von 53 Jahren ermordete Pontohinterließ einen Sohn und eine Tochter. Seine Witwe, die anerkanntePianistin Ignes Ponto, geborene von Hülsen, gründete noch imTodesjahr die Jürgen Ponto-Stiftung.