Möbel Möbel: Hersteller Schieder kämpft um seine Existenz

Schieder-Schwalenberg/dpa. - Europas größter MöbelherstellerSchieder hat im Kampf ums Überleben Zeit gewonnen. Das DetmolderInsolvenzgericht habe einen Sachverständigen eingesetzt, der sicheinen Überblick verschaffen solle, sagte Gerichtssprecher HannoGerhardt am Dienstag. Dies verschaffe Geschäftsführung und Geldgeberneine Frist für weitere Verhandlungen, eine Überbrückungsfinanzierungist damit aber weiterhin nicht in trockenen Tüchern. Noch in dieserWoche gibt es laut Gerhardt voraussichtlich eine Entscheidung überdie vorsorglichen Insolvenzanträge. Bei dem von Insolvenz bedrohtenUnternehmen stehen mehr als 11 000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, gut1000 davon in Deutschland.
Ein Unternehmenssprecher begrüßte die Einsetzung desSachverständigen, eines Hamburger Rechtsanwalts. «Das ist erstmaleine positive Nachricht, aber keine endgültige», sagte er. DieGespräche liefen weiter, es bestehe Zuversicht. Ein Insider sagte,dass es jetzt an der Deutschen Bank hänge. Seinen Angaben zufolge hatdas Kreditinstitut einer Übergangsfinanzierung von 70 Millionen Eurofür einen Zeitraum von drei Monaten nicht zugestimmt. Dagegen seiendie Investoren unter Führung der Investmentbank Goldman Sachs bereit,das Geld bereitzustellen. Schieder sei im Kern ein profitablesUnternehmen, trotz der Schulden von knapp 300 Millionen Euro.
Zahlreiche Schieder-Beschäftigte protestierten am Dienstag voreiner Filiale der Deutschen Bank in Detmold. Ein Sprecher derDeutschen Bank in Frankfurt sagte, das Kreditinstitut habe bereits amMontag «einen Vorschlag im Interesse des Unternehmens gemacht».
Zuvor hieß es, dass möglicherweise bereits ein Insolvenzverwaltergesucht werde. Laut des Ersten Bevollmächtigten der IG MetallDetmold, Reinhard Seiler, hatten die Zulieferer ihre Lieferungen anden überschuldeten Schieder-Konzern eingestellt. Am Standort imlippischen Schieder-Schwalenberg stehe die Produktion still. NachAngaben der Unternehmensspitze können jedoch wesentliche Teile dereuropäischen Produktion aufrechterhalten werden.
Schieder hatte für die Holding und mehrere Tochterunternehmenvorsorgliche Insolvenzanträge gestellt. Betroffen seien das Möbelwerkin Schieder-Schwalenberg mit rund 600 Mitarbeitern, PM-Möbel inSteinheim mit etwa 180 Beschäftigten und ein Polstermöbelwerk imbrandenburgischen Storkow, sagte Seiler. Die Gewerkschaft warf derGeschäftsführung vor, den deutschen Werken mit der eigenen Produktionin Osteuropa, vor allem in Polen, Konkurrenz zu machen. Einem Berichtdes «Handelsblatts» zufolge trug die Entwicklung in Polen mitsteigenden Löhnen zur Schieflage des Konzerns bei.
Ein Firmensprecher hatte schon im März gesagt, die gegenwärtigeFinanzierungsstruktur sei zu teuer. Der frühere Geschäftsführer SamirJajjawi hatte 2005 eine Anleihe von 145 Millionen Euro auf deminternationalen Kapitalmarkt platziert, zudem eine Pfandverschreibungvon 95 Millionen Euro und Genussscheine, also weitere Anleihen, für30 Millionen Euro. Im Dezember 2006 war Firmengründer Rolf Demuth aufden Chefsessel zurückgekehrt. Im Geschäftsjahr 2006/07 (31. März)peilte Schieder früheren Angaben zufolge ein Umsatzplus von 3,4Prozent nach Erlösen von rund 950 Millionen Euro im Vorjahr an.