Als politischer Häftling ausgebürgert Michael Schlosser alias "Dresdner Ikarus" als politischer Häftling aus DDR ausgebürgert: "Ich werfe den Stasi-Leuten nichts vor"

Liebstadt/Chemnitz - Der als „Dresdner Ikarus“ bekannt gewordene Michael Schlosser hegt trotz seiner Ausbürgerung aus der DDR als politischer Häftling keinen Groll gegen die mit seinem Fall befassten Stasi-Mitarbeiter. „Ich werfe den Stasi-Leuten nichts vor“, sagte der 75-jährige Zeitzeuge in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er sei überzeugt davon, dass er mit der Stasi nicht in Kontakt gekommen wäre ohne die Spitzel aus seinem Umfeld, denen er die Autos repariert habe. „Nur denen werfe ich etwas vor.“
Der gebürtige Thüringer wollte 1983 mit einem selbstgebauten Flugzeug in den Westen fliehen, wurde aber verraten. Im März 1983 verurteilte ihn ein Gericht in Dresden zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Bevor er am 5. Dezember 1984 ausgebürgert wurde, war Schlosser sechs Wochen im Kaßberg-Gefängnis im heutigen Chemnitz eingesperrt.
Die Haftanstalt im damaligen Karl-Marx-Stadt war als „Tor zur Freiheit“ bekannt. Über sie wurde von 1963 bis 1989 der Freikauf politischer Häftlinge durch die Bundesrepublik zentral abgewickelt. Nach Angaben des Vereins Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis kaufte West-Deutschland so 31.775 Menschen aus DDR-Gefängnissen für mehr als drei Milliarden D-Mark frei.
Schlosser wohnt inzwischen wieder in Sachsen und ist als früherer politischer Häftling ein gefragter Zeitzeuge. „Ich rede darüber, aber ich beschwere mich nicht darüber, dass ich eingesperrt war“, sagte er. Zugleich betonte er, dass er trotz der tiefen Einschnitte in sein Leben nichts bereut. „Ich würde es wieder machen.“ (dpa)