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Metallindustrie Metallindustrie: Alcan Nachterstedt produziert für Jaguar

Von Holger Göpel 10.11.2003, 06:53
Ein Mann betrachtet im Verwaltungsgebäude des Aluminiumwerk Nachterstedt der Alcan Deutschland GmbH die Aluminiumkarosse eines PKW Jaguar XJ. (Foto: dpa)
Ein Mann betrachtet im Verwaltungsgebäude des Aluminiumwerk Nachterstedt der Alcan Deutschland GmbH die Aluminiumkarosse eines PKW Jaguar XJ. (Foto: dpa) ZB

Nachterstedt/dpa. - Bei den Automobilzulieferern in Sachsen- Anhalt stehen inzwischen fast alle namhaften Automarken auf der Kundenliste. Das Aluminiumwerk der Alcan Deutschland GmbH in Nachterstedt (Aschersleben-Staßfurter Land) hat einen besonderen Coup gelandet: Hier werden alle benötigten Karosserieteile für das Luxusauto Jaguar XJ gefertigt.

Das Flaggschiff der britische Nobelmarke hat, ähnlich wie der Audi A8, eine Karosserie, die vollständig aus Aluminium besteht. Die ist zwar teurer als das herkömmliche Blechkleid, aber auch wesentlich leichter. Jaguar lässt alle Teile in Nachterstedt fertigen: Hier werden die Bleche gewalzt und mit einem Laser zugeschnitten. Nach dem Transport in das Jaguar-Werk in Großbritannien müssen sie nur noch in einer Form gepresst werden.

Für Werksleiter Thorsten Hoppe ist es ein Erfolg, dass Nachterstedt innerhalb des Alcan-Konzerns den Zuschlag für diesen exklusiven Auftrag bekommen hat. «Wir sind Alleinlieferant», betont er. Die umfangreichen Investitionen der vergangenen Jahre machten sich nun positiv bemerkbar. Immerhin handele es sich wegen der Vielzahl der zu fertigenden Teile um ein sehr aufwändiges Projekt. Das Engagement habe sich aber gelohnt: «Das Auto verkauft sich gut, wir liegen über Plan.»

Aber nicht nur für Jaguar werden in Nachterstedt Karosserieteile produziert. Auch andere Hersteller wie Mercedes, Opel, VW oder Porsche setzen bei hochwertigen Autos Aluminiumteile aus Sachsen- Anhalt ein. Zumeist werden besonders schwere Einzelteile der Karosserie wie etwa die Kühlerhaube statt aus Stahlblech aus Aluminium gefertigt, um Gewicht zu sparen. Die Teile kommen etwa beim VW Touareg und dem Porsche Cayenne zum Einsatz.

«Der Automobilbereich hat bei uns die größten Zuwachsraten», berichtet Hoppe. Zwischen 50 und 100 Prozent Wachstum hätten die vergangenen Jahre in diesem Sektor gebracht. Inzwischen liege der Anteil an der Gesamtproduktion bei etwa 20 Prozent.

Denn Alcan in Nachterstedt ist kein Autozulieferer im engen Sinne. In Nachterstedt können Alubleche aller Art gewalzt, beschichtet und zugeschnitten werden. Die Bleche werden unter anderem im Schiffsbau eingesetzt, aber auch als Fassadenverkleidungen, Getränkedosendeckel oder Nummernschilder finden sie Verwendung. «Wir haben eine breite Produktpalette und können so besser auf Marktschwankungen reagieren», betont Hoppe.

Die inzwischen knapp 600 Beschäftigten werden in diesem Jahr rund 160 000 Tonnen Aluminium verarbeiten, etwa genau so viel wie im Jahr zuvor. Dennoch ist die Rentabilität am Standort weiter gestiegen. «Wir setzen nicht nur auf Quantität, sondern auf einen ständigen Wertschöpfungszuwachs», erläutert der Werksleiter. So würden zunehmend nicht einfach nur rechteckige Bleche ausgeliefert, sondern Veredlungsstufen wie Zuschnitt oder Beschichtung hinzugefügt.

Die Einführung des Dosenpfands in Deutschland hat Alcan nicht übermäßig belastet, berichtet Hoppe. «Unser Hauptabsatzgebiet ist Europa und darüber hinaus.» Dabei profitieren die Nachterstedter auch von ihrer Zugehörigkeit zum weltweit führenden Unternehmen in Aluminium und Verpackungen, der Alcan Inc. (Montreal). Seit der Konzern das Werk 1994 übernommen hat, sind fast 200 Millionen Euro investiert worden. Die Produktion hat sich in dem Betrieb, der einst zum Mansfeld-Kombinat Hettstedt gehörte, mehr als vervierfacht.