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"Menschliche Verzweiflung" "Menschliche Verzweiflung": Vater tötet zwei Söhne mit Küchenmesser - Prozessauftakt

15.12.2017, 11:24
Blick auf das Landgericht in Erfurt.
Blick auf das Landgericht in Erfurt. dpa-Zentralbild

Erfurt - Nach einem Familiendrama mit zwei toten Kindern hat in Erfurt der Prozess gegen den Vater begonnen. Die Staatsanwaltschaft warf dem 28-Jährigen aus Altenburg im Ilm-Kreis am Freitag vor dem Landgericht unter anderem vor, im Sommer seine beiden elf Monate und vier Jahre alten Söhne mit einem Küchenmesser ermordet zu haben. Auch auf seinen dreijährigen Sohn soll der Deutsche eingestochen haben - dieser überlebte schwer verletzt.

Im Gespräch mit einem psychiatrischen Gutachter räumte der Angeklagte die Tat bereits ein, gegenüber der Polizei äußerte er sich nicht. Voraussichtlich wolle er im Laufe des Prozesses jedoch aussagen, sagte Verteidiger Stephan Rochlitz. Am Freitag wurde nur die Anklage verlesen.

Danach soll der Mann seine Ehefrau wenige Tage vor den mutmaßlichen Morden krankenhausreif geprügelt haben. Hintergrund dieser Tat sei pathologische Eifersucht, sagte Staatsanwalt Martin Scheler. Der Angeklagte habe geglaubt, seine Frau gehe fremd. Dies sei nach bisherigen Kenntnissen jedoch unzutreffend. „Aber er ist der festen Auffassung gewesen, dass es so war.“ Bei dem mutmaßlichen Mord an seinen Kindern habe dieses Motiv jedoch keine Rolle gespielt. Ein Gutachter soll im Laufe des Prozesses ausführlich dazu aussagen.

Nachdem ihr Mann sie verprügelt hatte, wollte die damals 29 Jahre alte Ehefrau ihn gemeinsam mit den Kindern verlassen. Deshalb habe der Angeklagte sich selbst und seine Kinder töten wollen. Zunächst habe er vergeblich versucht, sich umzubringen. Anschließend soll er mit einem kleinen Haushaltsmesser dutzende Male auf die drei Söhne eingestochen haben. Nach einer Not-Operation überlebte nur der Dreijährige. Die beiden anderen starben noch am Tatort.

Fassungslosigkeit nach Familiendrama im thüringischen Altenfeld

Staatsanwalt Scheler, der selbst am Tatort war, sprach von einem schwierigen Fall. Zwei kleine Jungs tot am Boden liegen zu sehen, „das war schon ziemlich heftig“. Diese Bilder habe er mehrere Tage lang nicht aus dem Kopf bekommen. Der Fall hatte auch zu Diskussionen über das Vorgehen des Jugendamts geführt.

Verteidiger Rochlitz verwies am Freitag auf die mentale Verfassung seines Mandanten. „Er hat hier gehandelt in einem Zustand tiefster menschlicher Verzweiflung.“ Der Angeklagte habe seine Kinder sehr geliebt und sei ein treu sorgender Vater gewesen. Das hätten auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben.

Die Tat und ihre Folgen seien für den Mann bis heute schwer zu begreifen. Sein Mandat wolle im Laufe des Prozesses aussagen. „Er hat aber große Schwierigkeiten, Worte dafür zu finden, was er da gemacht hat.“ Die Tat selbst streitet der Angeklagte nach Angaben seines Anwaltes nicht ab.  (dpa)

Polizeiauto und Kameras stehen in Altenfeld (Thüringen), vor dem Wohnhaus in dem sich das Familiendrama ereignete.
Polizeiauto und Kameras stehen in Altenfeld (Thüringen), vor dem Wohnhaus in dem sich das Familiendrama ereignete.
dpa-Zentralbild