Meike Schlecker Meike Schlecker: «Wir werden zurechtkommen»

Ehingen/dapd. - Die Stimme ist brüchig, die großen Augen blickentraurig zu den Journalisten. Seit der Nachricht derSchlecker-Insolvenz sei viel darüber geschrieben worden, dass ihrVater Anton auf einem Milliardenvermögen sitze, sagt MeikeSchlecker. «Das ist falsch, das Vermögen meines Vaters war immer dasUnternehmen.» Die ganze Familie - ihr Vater, sie und ihr Bruder Lars- hätten dreistellige Millionenbeträge investiert, um dasUnternehmen zu unterstützen. «Es ist kein signifikantes Vermögenmehr da, sonst würden wir nicht hier sitzen und hätten keineInsolvenz angemeldet», stellt sie fest.
Schlecker hat am Montag zu einer Pressekonferenz eingeladen. Dasgrenzt fast an eine Sensation. Das Unternehmen hatte zuletzt 1990 anden Firmensitz in Ehingen geladen. Dementsprechend zahlreich nehmendie Journalisten auch auf den schleckerblauen Plastikstühlen Platz.Neben Meike Schlecker stellen sich der vorläufige InsolvenzverwalterArndt Geiwitz sowie der Finanzchef des Unternehmens, Sami Sagur, denFragen.
Das Interesse ist groß, schließlich ist die größteDrogeriemarktkette Deutschlands mit über 30.000 Mitarbeitern pleite.Und Informationen waren aus der gläsernen Zentrale in denvergangenen Jahren so gut wie gar nicht zu bekommen. Jetzt hat aberoffenbar Schlecker das Bedürfnis, an die Öffentlichkeit zu gehen.Der Spott der Konkurrenz über ein veraltetes Konzept, die Rufe nachdem Firmenpatriarchen, der mit seinem Privatvermögen einspringensoll - für Meike Schlecker Falschinformationen, die es gerade zurücken gilt.
Zwtl.: Eingeschlagener Weg aus Sicht von Meike Schlecker richtig
Sie trägt ein Jackett, die blonden Haare offen. Der 2010begonnene Konzernumbau wäre im März beendet worden, sagt die38-Jährige. Die eingeleiteten Maßnahmen wie die Einführung einesneuen Logos, die Verschönerung der Märkte und die Schließungunprofitabler Filialen seien richtig. Es sei «bitter», dass so kurzvor der Umsetzung die Insolvenz kam. Konkurrent Dirk Roßmann hattebei Bekanntwerden der Insolvenz noch in Richtung Schlecker geätzt:«Das Konzept mit sehr niedrigen Durchschnittsumsätzen undvergleichsweise hohen Kosten hat sich überlebt.»
Schlecker will aber weitermachen und ist stolz darauf, dass dieFirma auch nach dem Konzernumbau immer noch mehr Filialen besitztals die gesamte Konkurrenz. «Wir geben uns kämpferisch», sagt MeikeSchlecker.
Mitleid lehnt sie dagegen etwas melodramatisch ab: «Ich will michnicht beschweren und wir werden zurechtkommen», diktiert sie denJournalisten in die Blöcke. Am Nachmittag informiert ihr zwei Jahreälterer Bruder Lars in einer Betriebsversammlung die Belegschaft.Von Vater Anton ist nichts zu sehen. Es sei aber alles zusammenabgesprochen, versichert Meike Schlecker. Die Aufteilung habeeinfach damit zu tun, dass ihr Bruder und sie in den vergangenenJahren immer mehr Verantwortung übernommen hätten. «Und das werdenwir auch in den nächsten Jahren tun», sagt sie.