Medical Chitosan Medical Chitosan: Krabben für die Medizin
Halle/MZ. - Zum Reinbeißen! Doch halt, lacht die junge Frau, das schmeckt nach nichts, das riecht nicht mal, obwohl es aus Krabbenbeinen und Krebsschalen gewonnen wurde.
Vor uns liegt Chitin, ein weißer, crackerähnlicher Stoff, der übrig bleibt, wenn man Kalk und Eiweiß aus den Krabben herausgelöst hat. Daraus wird nun Chitosan hergestellt, ein weißes Pulver, das man in verschiedenen Industriezweigen nutzen kann. Mehr als 200 Anwendungen sind heute bekannt. Es bindet andere Stoffe, es macht weicher, glatter, glänzender, fester, es schlichtet, umhüllt, klärt und fördert Wachstum. Darum wird Chitosan auch überall eingesetzt: in der Umwelttechnik, als Flockungsmittel, in der Papier- und Textilindustrie, für Kosmetik oder in der Pharmazie.
Katja Heppe beschäftigt sich durch die Berufe ihrer Eltern schon seit ihrem 15. Lebensjahr mit Chitosan und kennt die Segnungen des Wirk- und Werkstoffs. Schon frühzeitig hatte sie sich vorgenommen, ihre Karriere darauf aufzubauen. Studien- und Diplomarbeiten an der Universität Braunschweig (in Zusammenarbeit mit dem Paul Flechsig Institut für Hirnforschung in Leipzig) und am Biozentrum in Halle setzten sich mit Themen auseinander wie "Chitosan als potenzielles Transportvehikel zur Überwindung der Bluthirnschranke". Die Forschungsergebnisse dazu hat sie als Patent angemeldet. Im August dieses Jahres gründete sie ihre eigene Firma: Katja Heppe - Medical Chitosan. Bisher wird Chitosan überwiegend in Asien hergestellt, etwa in China. Doch da es sich um ein Naturprodukt handele, habe es immer verschiedene Qualität, erläutert Katja Heppe. "Ich will Chitosane für den medizinischen und pharmazeutischen Bereich und für Kosmetika produzieren", sagt die Existenzgründerin, "deshalb haben meine Kunden einen hohen Qualitätsanspruch". So arbeitet Katja Heppe jetzt in ihrer jungen Firma, die sich in Halles hochmodernem Technologie- und Gründerzentrum angesiedelt hat, an den Kriterien, die die bedarfsgerechte Produktion ermöglichen. Damit sie höhere Chancen auf dem Weltmarkt hat, wird Heppe nach den gültigen internationalen Normen produzieren. Das Zertifikat dafür will sie sich 2006 erarbeiten. Deshalb ist sie gerade dabei, eine Dokumentation zu erstellen, in der Arbeitsschritte, Herstellungsanweisungen etc. enthalten sind. Sie weiß, viele Kunden wie der Pharmarohstoffhändler Kraeber GmbH & Co. bei Hamburg warten auf das zertifizierte Produkt. Im Juni / Juli 2006 soll es soweit sein.
Ein konkretes Projekt der Biotechnologin befasst sich mit Chitosanfasern, die u. a. als Nahtmaterial in der Chirurgie eingesetzt werden können. "Fühlen Sie mal, wie weich das ist", sagt Katja Heppe, als sie die Fäden präsentiert, die sie wie Wolle um ihre Handgelenke gewickelt hat. Chitosan, das Naturprodukt, werde vom Körper als nicht fremd erkannt, das Material baue sich selbst wieder ab. Ein Riesenvorteil, wenn Operationswunden damit vernäht werden.
Katja Heppe ist noch immer fasziniert, was die Natur für Möglichkeiten geschaffen hat. Sogar künstliche Haut könne hergestellt werden. Nach Verbrennungen zum Beispiel fördere Chitosan die Bildung neuer Haut, decke ab gegen Keime und sei dabei luftdurchlässig. Sie schmunzelt: "Man kommt nicht los vom Chitosan".