1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Maschinenbau: Maschinenbau: Branche strebt nach neuen Rekorden

Maschinenbau Maschinenbau: Branche strebt nach neuen Rekorden

15.12.2005, 08:33
Ein Mitarbeiter der MAN TAKRAF Fördertechnik GmbH im brandenburgischen Lauchhammer bearbeitet ein Teil für einen Schaufelradbagger (Archivfoto vom 26.01.2005). Das traditionsreiche Unternehmen liefert Fördertechnik für Tagebaue in die ganze Welt. (Foto: dpa)
Ein Mitarbeiter der MAN TAKRAF Fördertechnik GmbH im brandenburgischen Lauchhammer bearbeitet ein Teil für einen Schaufelradbagger (Archivfoto vom 26.01.2005). Das traditionsreiche Unternehmen liefert Fördertechnik für Tagebaue in die ganze Welt. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Frankfurt/Main/dpa. - Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warumes dem Maschinenbau eigentlich schlecht gehen müsste. Das Heimspielim Inland geht seit Jahren verloren, die lebenswichtigen Rohstoffe Stahl und Öl liegen auf Rekordniveau und die Branche klagt überBilligkopien der Konkurrenz aus China. Dennoch gilt der Maschinen-und Anlagenbau als Paradedisziplin der deutschen Industrie und jagtvon Rekord zu Rekord. 2006 erwarten die Maschinenbauer das dritte

Wachstumsjahr in Folge - das ist für die stark zyklische Brancheuntypisch und das hat es zuletzt Ende der 80er Jahre gegeben. DieProduktion soll um weitere zwei Prozent zulegen nach plus vierProzent in diesem Jahr.

«Der Maschinenbau bleibt auf Wachstumskurs», sagt der Präsidentdes Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), DieterBrucklacher. Auf 144 Milliarden Euro wird sich die Produktion 2005belaufen. Für die goldenen Zeiten ist das Ausland zuständig. DerHeimatmarkt wird immer unwichtiger und macht inzwischen nur nochknapp 30 Prozent des Geschäfts aus. Der florierende Export gleichtdie Flaute im Inland mehr als aus. Auf den Top-Auslandsmärkten USAund Europa sowie im Boommarkt China sind Walzwerke, Druckmaschinenoder Turbinen aus Deutschland hochbegehrt.

Im laufenden Jahr hat der Maschinenbau zusätzlich von dersprudelnden Nachfrage der Erdöl exportierenden Länder und Russlandprofitiert. Sie investieren ihre Petrodollars vielfach in Maschinenaus Deutschland. «Die deutschen Hersteller bieten hochwertigeMaschinen an und sind sehr spezialisiert - das ist gefragt», sagt dieExpertin der Commerzbank, Nora Schaefer. Der hohe Stahlpreis liefertden Herstellern von Fördertechnik, Hütten- und Walzmaschinen eineFlut an Aufträgen. Die Industrialisierung in China und Indien stärktebenfalls das Geschäft.

Ein Wettbewerbsvorteil ist, dass die mittelständisch geprägtedeutsche Branche im Vergleich zu anderen Ländern sehr breitaufgestellt ist. Viele Firmen des Weltmarktführers Deutschland mit 20Prozent Weltmarktanteil sind in ihrer Spezialdisziplin die Nummereins. Doch die drittgrößte Industriebranche ist gespalten ininternationale Konzerne mit Spitzengewinnen und den auf das Inlandkonzentrierten kleinen Unternehmen. Im Durchschnitt hat einMaschinenbauer nur 120 Mitarbeiter. «Die Größe vieler Unternehmen istkritisch», sagt der leitende Volkswirt Georg Licht vom Zentrum fürEuropäische Wirtschaftsforschung (ZEW/Mannheim). «Da gibt esKonsolidierungsbedarf.»

Dass die Unternehmen bislang so gut mit allen Problemen fertigwerden, liegt auch an der Beschäftigungsentwicklung. Die fettenZuwächse sind am Arbeitsmarkt völlig vorbei gegangen. Die rund 6000Maschinenbauer in Deutschland zählen derzeit etwa 868 000 Mitarbeiter- das sind 5000 weniger als vor einem Jahr. «Auch 2006 wird dasProduktionsplus nicht ausreichen, um Beschäftigung in größerem Umfangzu schaffen», sagt Verbandspräsident Brucklacher. Grund dafür seiunter anderem die Rationalisierung. Mit Leiharbeit, Überstunden undverlängerten Wochenarbeitszeiten arbeiteten die Firmen ihre prallenAuftragsbücher ab - um flexibel zu sein, wenn der Zyklus sich wiederabschwäche.

Damit die Maschinenbauer ihren technologischen Vorsprung haltenkönnen, stecken sie laut ZEW fünf Prozent des Umsatzes in Forschungund Entwicklung. Darunter leiden die Erträge. Die Umsatzrendite nachSteuern bleibt auch wegen der hohen Lohnkosten und derRekordrohstoffpreise mit etwa 2,5 Prozent vergleichsweise gering.«Die Ertragsentwicklung ist niedriger als in früherenAufschwungphasen», sagt Experte Rolf Sandvoß von der Dresdner Bank.

2006 wird vieles davon abhängen, ob das Inlandsgeschäft endlichanspringt. Die meisten Experten gehen davon aus, weil die Firmen inDeutschland bereits wieder mehr investieren und es großenNachholbedarf bei Maschinen und Ausrüstungen gibt. «Der Zyklus bleibtstark», sagt Nora Schaefer. Was aber dem Noch-Wachstumsjahr 2006folgen wird, sei völlig offen.