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Mannesmann-Prozess Mannesmann-Prozess: Ex-Vodafone-Chef: Prämien waren unwichtig

25.03.2004, 15:05
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Vodafone, Chris Gent, sagte am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Landgereicht als Zeuge im Mannesmann-Prozess aus. (Foto: dpa)
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Vodafone, Chris Gent, sagte am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Landgereicht als Zeuge im Mannesmann-Prozess aus. (Foto: dpa) dpa/POOL

Düsseldorf/dpa. - Bei der Übernahmeschlacht zwischen Mannesmann und Vodafone haben Bonuszahlungen nach Angaben des früheren Vodafone-Chefs, Chris Gent, keine Rolle gespielt. Erst nach der Einigung sei über Prämien gesprochen worden, sagte der 55-Jährige am Donnerstag im Düsseldorfer Landgericht. Sein damaliger Widersacher, Klaus Esser, habe stattdessen entschlossen Widerstand geleistet und «einen immensen Reichtum für seine Aktionäre geschaffen». Im Zuge der dreimonatigen Abwehrschlacht vor mehr als vier Jahren hatte sich der Aktienkurs von Mannesmann mehr als verdoppelt.

Esser habe verzweifelt für die Unabhängigkeit des Unternehmens gekämpft, betonte Gent. An seine eigene Karriere habe er dabei nicht gedacht. Erst als der Kampf zu seinen Ungunsten entschieden war, habe Esser nach einer Position im Top-Management von Vodafone gefragt. «Dies lehnten wir ab und eine Funktion in der zweiten Reihe wollte er nicht», sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des britischen Mobilfunkriesen.

Die Übernahme im Gesamtwert von 180 Milliarden Euro gilt als die teuerste in der Wirtschaftsgeschichte. Kurz nach dem Verkaufs- Abschluss war bekannt geworden, dass Millionen schwere Prämien an Ex- Mannesmann-Vorstände und -Pensionäre fließen sollten. Deswegen müssen sich seit Ende Januar neben Esser unter anderem der Deutsche Bank- Chef Josef Ackermann und der frühere IG Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel wegen schwerer Untreue oder Beihilfe dazu verantworten. Dabei geht es um Sonderzahlungen in Höhe von rund 60 Millionen Euro.

Gent schilderte in seinen Ausführungen noch einmal sehr detailliert die Ereignisse vor, während und nach dem Übernahmekampf. Schon frühzeitig habe Vodafone versucht, mit Mannesmann eine volle Partnerschaft einzugehen, war aber bei den Managern des Traditionskonzerns auf Ablehnung gestoßen. Während der Abwehrschlacht sei es unter anderem um die unterschiedliche Vorstellungen über Strategien in der Telekommunikation und die Bewertung der Kaufofferte von Vodafone gegangen, aber nicht um Prämien. Zudem seien solche Zahlungen zu keiner Zeit Bedingung für eine Übernahme gewesen.

Der Vorschlag für die Auszahlung eines Bonus sei von dem Vertreter des Mannesmann-Großaktionärs Hutchison Whampoa, Canning Fok, gekommen. «Kein einziges Mal ist eine Prämie erwähnt worden, bevor die Zustimmung zu der Übernahme erfolgte», betonte Gent. Fok habe den Prämienvorschlag mit der großartigen Arbeit begründet, die Esser für die Aktionäre geleistet habe. Gent: «Esser hat das Thema Entschädigungszahlungen mit mir nie besprochen, er machte sich nur Gedanken um seine Kollegen.»

Den früheren Aufsichtsratschef Joachim Funk, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, habe er erstmals am 17. April 2000 gesehen. «Er war sehr verbittert und unfreundlich und warf mir vor, ich hätte ein ein großes deutsches Unternehmen ruiniert», berichtete Gent weiter. Dieses Auftreten sei der Grund, warum er die ursprünglich Funk zugedachte Prämie um 3 Millionen auf 6 Millionen DM verringerte. Funk war fünf Tage zuvor aus dem allen Funktionen im Unternehmen ausgeschieden.

Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser (M., hier mit seinen Anwälten)wird im Mannesmann-Prozess vorgeworfen, nach der Übernahme des Konzerns durch den britischen Konkurrenten Vodafone überhöhte Abfindungen kassiert zu haben. (Foto: dpa)
Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser (M., hier mit seinen Anwälten)wird im Mannesmann-Prozess vorgeworfen, nach der Übernahme des Konzerns durch den britischen Konkurrenten Vodafone überhöhte Abfindungen kassiert zu haben. (Foto: dpa)
dpa/POOL