malsehn malsehn: Radsportfans mit Durchblick
Halle/MZ. - Gleich drei Landkarten Frankreichs hängen in der halleschen Firma "malsehn" im Flur. Allerdings hat jede ihre Eigenheit: Sie zeigen den jeweiligen Verlauf der Tour de France von 1999 bis 2001. Und das hat seine Grund: Die beiden Radsportfans und Firmenchefs Steffen (30) und Bruder Lars Werner (25) waren immer bei den Ausreißversuchen von Eric Zabel, den Kletterkünsten von Lance Armstrong und den Sprints von Jan Ulrich dabei. Dienstlich. Als Cutter und Videoeditor betreuten sie die Berichterstattung von ARD und ZDF von den Etappen mit.
"Ein einmaliges Erlebnis", schwärmt Steffen Werner noch heute, "da muss man einfach dabei gewesen sein". Der Zusammenschnitt der Tagesbilder in der ARD, der Blick auf die Höhepunkte der Tour, und auch die Berichterstattung in der "Tagesschau", das war ihr Werk. Aber auch ihr freier Mitarbeiter Daniel König ist dem Radsport verfallen. Er begleitete die Deutschland-Tour der Radprofis im Mai als Verantwortlicher für den Ton am Set, in der Fachsprache Cutter genannt. Dass ihre Arbeit mit der eigenen TV- und Videoproduktionsfirma keineswegs beschaulich, sondern immer wieder abhängig vom nachrichtlichen Tagesgeschehen und damit mit viel Stress verbunden ist, muss Lars im Sommer erneut erfahren. Kaum aus Frankreich zurück, rief ihn das Oderhochwasser nach Polen. Dort verfolgte er die aktuellen Ereignisse, musste die Schäden und Schrecken der Flut für die Zuschauer dokumentieren. Die derzeit aufwendigste Produktion des Unternehmens ist eine gerade fertig gestellte Reportage über den Abbau von Sandstein bei Nebra, der dort schon eine Jahrzehnte lange Geschichte hat. "Am Beispiel historischer Berliner Bauten verfolgen wir sozusagen ,die Spur der Steine'' aus der Provinz", so Werner. Der Beitrag soll im kommenden Monat im MDR zu sehen sein.
Seit genau zwei Jahren besteht mittlerweile "malsehn" und hat sich ein Domizil nahe des künftigen Multimediazentrums an der Saale gesucht. Ursprünglich Tontechniker beim Hörfunk und Mitarbeiter beim MDR wagte der gebürtige Hallenser Werner den Schritt in die Selbstständigkeit, ohne die Brücken zum einstigen Arbeitgeber gänzlich zu kappen. Aus Erfahrung: Bei einem Intermezzo als Kameramann in einer anderen Firma musste Steffen im wahrsten Wortsinn eine Pleite erleben. Nach wie vor ist "malsehn" als freier Dienstleister für den MDR tätig, um damit "ruhige Phasen im eigenen Geschäft zu überbrücken". Denn "das
Klima in der Medienbranche ist rauh" für die junge Firma, die Konkurrenz der etablierten Dienstleistungsunternehmen aus den traditionellen Medienstandorten München oder Köln groß und die Zeiten hart. Doch gekonnt sucht sich "malsehn" seine Nischen, in denen es auch bereits seine unverwechselbare Handschrift ausprägen konnte. So gestaltete das Hallesche Unternehmen beispielsweise Beiträge für den Leipziger "Kulturreport" in der ARD oder für das MDR-Kirchenmagazin "Glaubenszeichen" vom Kloster Petersberg. Auch ein Verkaufsvideo von den "Mitteldeutschen Motorradtagen" im Sommer in Köthen wurde fertig gestellt und ein Demonstrations-Video zum Havarie-Management an der Pipeline Rostock-Böhlen.
Mir dem inzwischen verdienten Geld - einen kleinen Kredite haben die Jungunternehmer bekommen, aber keine Fördergelder - legten sich Steffen und seine Mitarbeiter 1999 den ersten eigenen Videoschnittplatz zu, ein zweiter soll in diesen Tagen folgen. Der ist schon vorbereitet. Verhaltener Optimismus also bei Steffen & Co? "malsehn" meint er augenzwinkernd.