Magdeburger Börde Magdeburger Börde: Bau für Rechenzentrum der Telekom hat begonnen

Biere/MZ. - Wenn sich über der Magdeburger Börde die Wolken ballen, muss das nicht immer schlechtes Wetter verheißen. Denn trotz grauen Himmels strahlten Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Bürgermeister Bernd Nimmich um die Wette: Die Telekom-Tochter T-Systems legte gestern den Grundstein für ein neues Rechenzentrum, mit dem vor allem die steigende Nachfrage nach dem sogenannten Cloud-Computing befriedigt werden soll. Cloud ist englisch und heißt Wolke - und soll die Art der modernen Datenspeicherung beschreiben: nicht mehr daheim, auf Festplatte, Stick oder DVD - sondern ausgelagert in der Cloud. Und eben jene Datenwolken sollen künftig in Größenordnungen über Biere schweben. Genauer: In Mega-Rechnern mitten in einem Gewerbegebiet.
T-System-Chef Ferri Abolhassan schwärmte denn gestern auch davon, dass „ab 2014 in Biere das modernste und größte Rechenzentrum ans Netz geht“. Das dürfte allerdings erst dann zutreffen, wenn der Endausbau mit einer Fläche von 150 000 Quadratmetern erreicht ist. Zunächst bebaut T-Systems nur 5 000 Quadratmeter, die dann bei Bedarf ergänzt werden können. Somit ist T-Systems noch ein gutes Stück vom Rekord entfernt, denn es gibt bereits Rechenzentren mit 25 000 Quadratmetern. Der weitere Ausbau hänge von der Kundennachfrage ab, so Abolhassan, doch an dieser habe er keinen Zweifel. Nach drei Jahren soll der Endausbau erreicht sein.
Land gibt 8,5 Millionen Euro
Wohl auch aus diesem Grund nannte Abolhassan keine Investitionssumme. Zuletzt hatte ein Telekom-Sprecher von 100 Millionen Euro gesprochen. Auf Nachfrage teilte das Wirtschaftsministerium gestern mit, dass die Investition mit rund 8,5 Millionen Euro gefördert worden sei. Haseloff hatte zuvor erklärt, das Land habe alles getan, um das Vorhaben maximal zu fördern.
100 neue Arbeitsplätze
Dafür entstehen in Biere 100 neue Arbeitsplätze, im gut 20 Kilometer nördlich gelegenen Magdeburg noch einmal 30. In der Landeshauptstadt betreibt T-Systems bereits ein Rechenzentrum, wo Wirtschaftsriesen wie Shell oder Daimler ihre Daten speichern. Das Rechenzentrum Biere soll quasi der Zwilling des Magdeburger Standortes werden - aus Sicherheitsgründen. „Sämtliche bei uns gespeicherte Daten existieren doppelt, sie werden in Echtzeit von einem zum anderen Rechenzentrum gespiegelt“, sagte Abolhassan. Auf diese Weise solle verhindert werden, dass Nutzer nicht auf ihre Daten zurückgreifen können.
Der Baustart in Biere erfolgte mit fast zweijähriger Verzögerung: Konzernintern, aber auch darüber hinaus gab es nach MZ-Informationen heftigen Widerstand gegen die Standortwahl. Vor allem die baye-rische Landeshauptstadt München soll erbittert für das Bauvorhaben gekämpft haben. Haseloff deutete dies gestern in seiner Rede an: „Bei den Standorten, die im Rennen waren, hat sich unserer Gott sei Dank als der bessere herausgestellt.“ Haseloff lobte gleichzeitig die hiesige IT-Branche. „Da können sich starke Synergien entwickeln“, sagte Haseloff mit Blick auf die Telekom-Investition. Den hiesigen IT-Managern dürften die Ohren geklingelt haben, denn zusammen mit T-Systems versuchen sie seit Monaten, eine Vergabe des Landesdatennetzes und -rechenzentrums an die Länderanstalt Dataport zu verhindern. Haseloff und Abolhassan gingen darauf gestern nicht ein.