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Luftverkehr Luftverkehr: Passagiere ärgern sich über geplante Abgabe

Von KAI GAUSELMANN 15.06.2010, 18:05

HALLE/MZ. - Thilo Heinrich und seine Freunde sind unübersehbar partybereit. Mit einheitlichen gelben T-Shirts plus Aufdruck "Die Hafensänger" und Strohhüten stehen die sieben jungen Männer am Check-In-Schalter des Flughafens Leipzig / Halle. Sie spielen daheim in Wolfenbüttel zusammen Fußball - jetzt wollen sie zusammen feiern, auf Mallorca am Ballermann. Die "ökologische Luftverkehrsabgabe" ist aber ein echter Stimmungskiller. "Da halte ich gar nichts von. Die Politiker stecken es sich davon doch wieder in die Tasche", schimpft Heinrich.

Peter Gennermann fliegt nach Antalya. Grundsätzlich hat er Verständnis für das Sparpaket. "Sparen müssen wir alle. Entscheidend ist aber, wofür man ausgibt, was man spart", sagt der 55-Jährige aus Lößnitz im Erzgebirge. "Da muss man jetzt neue Abgaben zahlen - und die Regierung spielt dann den Gönner, wie bei den Griechenland-Hilfen. Das geht nicht."

Die neue Abgabe soll im Rahmen des Sparpakets der Bundesregierung 2011 eingeführt werden und eine Milliarde Euro einbringen. Jedes Jahr. Runtergerechnet auf den einzelnen Fluggast wird jedes Ticket zwischen acht und 14 Euro teurer, schätzt das Bundesverkehrsministerium. Die Details sind noch offen. Dass die Abgabe auf die Fluggäste umgelegt wird, ist aber schon klar - das hat die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen angekündigt. Und 14 Euro pro Ticket seien schon ein Grund, einen Mallorca-Trip in Frage zu stellen, meint Student Heinrich. "Das muss man ja auf so eine Gruppe hochrechnen. Für mich wäre das ein Grund, nicht zu fliegen." Er und seine Freunde starten von Leipzig / Halle statt von Hannover aus, weil es trotz der längeren Anfahrt billiger sei. 180 Euro hin und zurück koste der Flug pro Person.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hingegen hält die Mehrkosten "für vertretbar". Die Politik beschäftigt auch mehr die Steuerungswirkung. "Als ökologisches Lenkungsinstrument allein ist sie unzureichend", sagt der Grüne Winfried Hermann der MZ. Die Abgabe sei "nur ein Schritt in die richtige Richtung", so der Vorsitzende des Bundestag-Verkehrsausschusses. Während auch die Linke Sabine Leidig die Abgabe als "ersten kleinen Schritt zu mehr Kostengerechtigkeit" der Verkehrsmittel sieht, lehnt der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Uwe Beckmeyer, sie ab. Die Idee sei gut, wenn dann etwa Umweltprojekte bezahlt würden. "Katastrophal ist jedoch das wirkliche Ziel", sagt er, "das Stopfen von Haushaltslöchern auf Kosten der Mobilität in Deutschland." FDP-Fraktionsvize Patrick Döring will indes bei der konkreten Gestaltung der Abgabe darauf achten, "den ökologischen Nutzen zu maximieren". Bei Kurzstrecken unter 500 Kilometern könne die Abgabe "einen kleinen zusätzlichen Anreiz schaffen", auf emissionsärmere Fernbusse und Züge umzusteigen, sagt er der MZ.

Dieser Anreiz macht Andre Bachmann Sorgen. Der 36-Jährige führt ein Reisebüro im Flughafen Leipzig / Halle. "Firmenvertreter werden wie bisher fliegen, für die zahlt ja ihre Firma." Aber für Familien sei eine Belastung pro Kopf von 14 Euro schon zuviel. "Die wollen zu viert für einen Urlaub nicht mehr als 1 200 Euro ausgeben. Die kommen dann nicht mehr."