Luftverkehr Luftverkehr: Air Berlin schluckt den Konkurrenten dba

Frankfurt/Main/Berlin/dpa. - Für den Kauf zahlte dieFluggesellschaft einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mit.Die Chefs von Air Berlin und dba, Joachim Hunold und Hans RudolfWöhrl, machten die überraschende Fusion am Mittwochabend in Münchenperfekt - drei Monate nach dem Börsengang der Berliner.
Damit entsteht ein Unternehmen mit einer Flotte von 87 Flugzeugenund - nach den Zahlen von 2005 - 17,8 Millionen Passagieren. Indiesem Jahr rechnen die neuen Partner bereits mit rund 20 MillionenFluggästen. Die dba soll als eigenständige Gesellschaft unter demKonzerndach der Air Berlin PLC weitergeführt werden. Die Marke dbaverschwindet. Martin Guass und Peter Wojahn bleiben dba-Geschäftsführer.
Hunold erwartet von der Übernahme bis zum Jahr 2008Kosteneinsparungen, die zum Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT)einen Beitrag von 71 Millionen Euro leisten sollen. Die Synergiensetzten sich zusammen aus Kosteneinsparungen im Einkauf, im Marketingund in der Verwaltung, sagte Hunold am Donnerstag in einerTelefonkonferenz. Zugleich versicherte er, dass kein Personalabbaugeplant sei. «Wir befinden uns in einer Wachstumsphase», sagte er zurBegründung. Zu Umsatz- oder Ergebniszielen nach der Fusion machte AirBerlin keine konkreten Angaben. Im kommenden April soll eingemeinsamer Sommerflugplan herauskommen.
Air Berlin gelang es im zweiten Quartal 2006, wieder dieGewinnzone zu erreichen. Der Nettogewinn betrug 30,1 Millionen Euronach einem Verlust von 4,2 Millionen im zweiten Quartal 2005. Hunoldrechnet für 2006 mit einem «deutlichen Gewinn».
Die Aktie von Air Berlin legte an der Frankfurter Börse bis zumNachmittag um 11 Prozent auf 11,05 Euro zu. Analysten begrüßten dieFusion. Air Berlins Position im Inland werde durch den Kauf deutlichgestärkt. Die beiden Geschäftsmodelle ergänzten sich, hieß es. «dbawar schon immer unser Wunschkandidat», sagte Hunold zum Kauf. Nachdem Einstieg von dba-Haupteigner Wöhrl bei LTU habe man das Themaaber erst mal auf Eis gelegt. Als Wöhrl dann über seine IntroVerwaltungs GmbH im Juni auch die LTU-Anteile des REWE-Konzernsübernommen habe, sei er wieder auf Air Berlin zugekommen. «Wirkonnten uns die Chance nicht entgehen lassen.»
Finanziert wird der Kauf aus den Barmitteln der Air Berlin. EineKapitalerhöhung ist den Angaben nach nicht geplant. Die Gesellschaftverfügt laut Hunold durch ihren Börsengang über 350 Millionen Eurozusätzliches Eigenkapital. Auf das Ergebnis im laufenden Jahr hat dieÜbernahme laut Hunold keine Auswirkungen, da sich Integrationskostenund Synergien ausglichen. 2007 sei mit einem Beitrag zum EBIT von 31Millionen zu rechnen und 2008 von 40 Millionen Euro.
dba ist auf innerdeutschen Strecken aktiv, Air Berlin fliegt Zielein ganz Europa an. Die Berliner erhoffen sich vor allem eine Stärkungbei den Geschäftsreisen. Durch die Übernahme erhalte Air Berlin 62neue Verträge mit Unternehmenskunden, hieß es. Ein weiterer Vorteilseien die dba- Start- und Landerechte an den Flughäfen in München undDüsseldorf. An diesen Flughäfen hätte Air Berlin kaum noch auseigener Kraft wachsen können. Die dba bekommt im Gegenzug über denAir-Berlin-Vertrieb Zugang zu 13000 Reisebüros in Deutschland.
LTU will nach eigenen Angaben ihre Zusammenarbeit mit demfusionierten Unternehmen fortsetzen. Die europäischen Flüge der AirBerlin und die innerdeutschen Flüge der dba fungieren als Zubringerfür das LTU-Langstreckennetz. An der Gesellschafterstruktur änderesich durch die dba-Übernahme nichts, hieß es. Wöhrl bleibt mit seinerINTRO Verwaltungs GmbH Mehrheitseigner mit 55 Prozent.
Die Übernahme verändert die Lage für die Lufthansa nach dereneigenen Einschätzung nicht. «Wie standen bisher schon in einem hartenWettbewerb in Europa und haben uns da erfolgreich behauptet», sagteein Sprecher am Donnerstag in Frankfurt. Zudem bringe die Übernahmekeine neuen Kapazitäten auf den Markt. Lufthansa sei in Europa mitEinstiegs-Tarifen ab 99 Euro und der Beteiligung am BilligfliegerGermanwings gut aufgestellt.
