Luftfahrt Luftfahrt: Gesellschaft Aero-Lloyd beendet Flugbetrieb

Frankfurt/Main/dpa. - Einer der größten deutschen Ferienflieger Aero Lloyd hat am Donnerstag wegen Zahlungsunfähigkeit den Betrieb eingestellt und tausende Urlauber auf ihren Koffern sitzen lassen. Zur Beförderung von etwa 8500 Touristen im In- und Ausland setzten Reisekonzerne wie TUI, Thomas Cook und FTI Ersatzmaschinen ein. Aero Lloyd, mit 3,5 Millionen Passagieren und 1400 Beschäftigten eine der großen unabhängigen Chartergesellschaften, hatte Insolvenz angemeldet, nachdem die Bayerische Landesbank den Geldhahn zugedreht hatte. Die Bank ist mit 66 Prozent Mehrheitseigentümer von Aero Lloyd.
Beim Amtsgericht im hessischen Bad Homburg ging am Donnerstag der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ein. Noch fehlten jedoch Unterlagen, um über den Antrag zu entscheiden, sagte der Insolvenzrichter. Die Belegschaft von Aero Lloyd wurde von dem Aus völlig überrascht. Das fliegende Personal wurde nach Hause geschickt, die Bürokräfte arbeiteten zunächst weiter. «Das ist der GAU», sagte ein Sprecher der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO). 570 Kabinenmitarbeiter hätten für die Sanierung der Airline in den vergangenen zehn Jahren rund ein Viertel ihres Gehalts geopfert.
Die Geschäftsführung der Aero Lloyd Flugreisen GmbH und Co. Luftverkehrs-KG begründete den Gang zum Insolvenzrichter mit dem Rückzug der Bayerischen Landesbank. Trotz eines auf drei Jahre angelegten Sanierungskonzepts habe der Mehrheitsgesellschafter und größte Kreditgeber entschieden, das notwendige Kapital zur Sanierung der Bilanzen nicht zur Verfügung zu stellen. Damit sei der Insolvenzfall «zwingend ausgelöst worden», hieß es in einer Mitteilung.
Nach Angaben eines Sprechers der BayernLB liegen die Gründe für den Ausstieg des Instituts in der allgemein schwierigen Situation der Luftfahrtbranche. Seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 und der von der Lungenkrankheit Sars ausgelösten Krise gebe es einen scharfen Verdrängungswettbewerb. «Angesichts dieser Risikosituation ist es unmöglich, weitere Kredite zu vergeben», sagte der Bank-Sprecher. Es sei jedoch Geld für die Risikovorsorge bereitgestellt worden, um Fluggäste aus dem Ausland zurückzuholen.
Als Aero Lloyd am Donnerstag um 6.00 Uhr den Flugbetrieb ihrer 20 Airbus-Maschinen einstellte, reagierten die großen Touristikkonzerne umgehend. TUI nahm zwei Maschinen der LTU unter Vertrag, um etwa 500 Feriengäste nach Griechenland und Ägypten zu fliegen. In den beiden Ländern warteten bereits 800 Passagiere auf den Heimflug. Das Touristikunternehmen Thomas Cook musste drei zusätzliche Maschinen einsetzen, um etwa tausend Fluggäste von und nach Ägypten und Griechenland zu befördern. Aero Lloyd flog bislang auch den Fußball- Rekordmeister Bayern München zu seinen Auswärtsspielen.
Nach Einschätzung des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV) trifft es vor allem Aero-Lloyd-Kunden, die nur Flüge gebucht haben. «Pauschalreisende sind dagegen praktisch nicht betroffen», sagte DRV-Präsident Klaus Laepple im tunesischen Hammamet der dpa. Der Verband werde diskutieren, ob Nur-Flugreisende besser gegen den Ausfall einer Fluggesellschaft abgesichert werden könnten.
Für Aero-Lloyd-Partner kam der Zusammenbruch überraschend. «Die Branche hat eigentlich die Talsohle überwunden», sagte TUI-Sprecher Kay Baden mit Blick auf die anziehenden Buchungszahlen. Grundsätzlich sei eine Marktbereinigung allerdings zu begrüßen. TUI plane jedoch nicht, die Kapazitäten von Aero Lloyd zu übernehmen. Die Lufthansa erwartet durch den Ausfall des Ferienfliegers kein größeres Plus bei ihren Buchungszahlen.