Landwirtschaft Landwirtschaft: Milchpreis erzürnt Bauern
HALLE/MZ. - Unser Redakteur Steffen Höhnesprach am Rande des Landesbauerntages mitdem Präsidenten des Landesbauernverbandes,Frank Zedler, über die Situation der Milchbauern.
Vor einem Jahr haben Sie gesagt: "Landwirtsein, lohnt sich." Stimmt der Satz noch?
Zedler: Ja, weil es der schönste Beruf auf der Welt ist. Aber mit dem, was sich im vergangenen Jahr ereignet hat, macht es bald keinen Spaß mehr. Vor allem schmerzen uns die fallenden Preise für Milch, Getreide undFleisch. Zudem erhalten wir von der Politikzu wenig Rückendeckung.
In vielen Wirtschaftsbranchen stehen Unternehmenunter Preisdruck, wieso sollte es den Bauernanders ergehen?
Zedler: Die Milchbauern bekommen derzeitfür den Liter Milch 22Cent, die Produktionskostenliegen jedoch bei 32 Cent. In allen europäischenNachbarstaaten wie Frankreich oder Italienwird wesentlich mehr für die Milch gezahlt.Das wirft natürlich die Frage auf, warum istdies in Deutschland anders?
Wie ist ihre Antwort?
Zedler: In anderen EU-Ländern wirdder Liter für 90 Cent verkauft, hierzulandesind es 58 Cent. In Deutschland wird der Machtkampfim Handel vor allem zwischen den DiscounternAldi und Lidl auf dem Rücken der Bauern ausgetragen.
Der Milchstreik der Bauern im vergangenenJahr war nicht erfolgreich, die Bauernschafthat sich vielmehr gespalten.
Zedler: Der Milchstreik war aus meinerSicht nicht das geeignete Mittel, um dem HandelParoli zu bieten. Der Landesbauernverbandhatte sich aber mit den protestierenden Landwirtensolidarisiert. Es stimmt, die Bauernschafthatte sich dabei etwas entzweit. Dies warein Fehler, den wir nicht wiederholen werden.
Der Preis ist eine Frage von Angebot undNachfrage, dies lässt sich meist nicht durchProtestaktionen ändern.
Zedler: Es gibt für mich einen Grundansatz.Solang die Politik bei uns den Ansatz hat,Lebensmittel müssen billig sein, haben wires äußerst schwer. In fast allen europäischenLändern werden Lebensmittel zu Preisen verkauft,die zumindest die Produktionskosten decken.Unser Hauptgeschäftsführer hat es schon aufden Punkt gebracht. Kühe kann man nicht inKurzarbeit schicken.
Also sollten die Bauern am besten gleichselbst festlegen, welche Preise gerechtfertigtsind?
Zedler: Jeder Landwirt muss natürlichauch seine Hausaufgaben machen. Wir sind auchein Auf und Ab der Preise und gute und schlechteErnten gewohnt. Wir können aber nicht unterdem Limit produzieren. Die Lage ist bei einigenBauern dramatisch. In der Bevölkerung erhaltenwir für unsere Position Unterstützung. Daherdenke ich, dass es auch Veränderungen gebenkann.