Landgericht Gera Landgericht Gera: Brutaler Zuhälter zwingt geistig Behinderte zur Prostitution
Gera - Das Landgericht Gera hat einen brutalen Zuhälter aus Ostthüringen zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach Überzeugung der 1. Strafkammer hat er eine Prostituierte mit Pfefferspray und einem Baseballschläger traktiert.
Einige Tage danach musste sie in Plauen angebliche Schulden durch Sexdienste bei fünf bis sechs Freiern abarbeiten, wie der Vorsitzende Richter Uwe Tonndorf am Mittwoch in der Urteilsbegründung schilderte. Der Frau gelang dann die Flucht.
Mann nutzt Frauen aus
Der heute 34-Jährige habe schon seit geraumer Zeit von der Prostitution gelebt, konstatierte Tonndorf. Auf seinem Anwesen in Hirschberg (Saale-Orla-Kreis) gewährte er Frauen aus Osteuropa Logis.
Er bewarb sie im Internet, organisierte Termine mit Freiern und etwaige Fahrten. Da er wegen Drogenkonsums selbst nicht mehr im Besitz einer Fahrerlaubnis war, heuerte er dazu Fahrer an. 2015 hat er dann nach Ansicht des Gerichts das erlaubte Maß überschritten und sich strafbar gemacht.
So ließ er in einem weiteren Fall eine geistig behinderte Frau als „Jenny“ für sich anschaffen. Die 25-Jährige sei intellektuell auf der Stufe einer 12- bis 14-Jährigen zurückgeblieben.
„Das haben Sie ausgenutzt - und zwar gewerbsmäßig“, sagte Tonndorf. Den Erlös habe er für sich behalten und ihr nur gelegentlich geringe Geldbeträge gegeben.
Landgericht spricht 34-Jährigen schuldig
Die Staatsanwaltschaft hatte fünfeinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidigung auf drei Jahre plädiert. Staatsanwältin Jana Böse betonte in ihrem Plädoyer, dass er die Hilflosigkeit der beiden betroffenen Frauen ausgenutzt habe, da sie gar nicht oder kaum Deutsch sprachen und sich hierzulande nicht auskannten.
Verteidiger Dirk Simon sieht dagegen die damalige Lebensgefährtin des Angeklagten als führenden Kopf. Sie habe auch jeweils das Geld vereinnahmt. Gegen den Richterspruch kann noch Revision eingelegt werden.
Das Urteil lautet auf gefährliche Körperverletzung, Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und ausbeuterische Zuhälterei. Weil bei einer Durchsuchung seines Anwesens auch mehrere illegale Waffen gefunden wurden, sprach ihn die Kammer auch in diesem Punkt für schuldig.
Richter Tonndorf lobte dabei ausdrücklich die Arbeit des gemeinsamen Zentrums der deutschen und tschechischen Polizei in Schwandorf (Bayern). Nur mit dessen Hilfe sei es gelungen, mehrere Zeugen aus Tschechien für den Prozess ausfindig zu machen.
Der nun verurteilte 34-Jährige ist vorbestraft und stand unter Bewährung. Er war bereits in der Vergangenheit im Rotlichtmilieu tätig und soll etwa Bordelle in Bad Kissingen (Bayern) betrieben haben. Auch als Autor eines Flirt-Ratgebers für Männer war er aktiv. (dpa)