1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Kosmetik: Kosmetik: Seifenwerk Riesa sucht seine Nische

Kosmetik Kosmetik: Seifenwerk Riesa sucht seine Nische

Von Gudrun Janicke 04.06.2007, 05:40
In der Kappus Seifen GmbH Riesa & Co entstehen rosa Seifen für den spanischen Markt. (Foto: dpa)
In der Kappus Seifen GmbH Riesa & Co entstehen rosa Seifen für den spanischen Markt. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Riesa/dpa. - «Wir setzen auf steigende Nachfrage nach flüssigenSeifen und Duschbädern», sagt Geschäftsführer Wieland Zeppan. In demseit 1910 produzierenden Werk stehen die festen Seifen aber weiter imMittelpunkt. Kappus ist der einzige Betrieb in den neuenBundesländern, der noch industriell Seife fertigt.

Beim Kosmetik-Hersteller Florena in Waldheim bei Dresden gehörtsie nach Unternehmensangaben zwar noch zum Programm. Jedoch werdendie Stücke in Lohnproduktion außerhalb Sachsens produziert und gehenvorrangig in den Export nach Osteuropa. In den 1980er Jahren kam ausRiesa 80 Prozent der DDR-Produktion an Seifen. Produkte aus DDR-Zeiten wie «Nautic» und «Deo2» werden seit mittlerweile gut 30 Jahrenhergestellt - allerdings seit der Wende mit verbesserter Rezeptur.

«Eine Flüssigseife ist schnell verbraucht, ein Stück reichtlänger», gibt Zeppan ein Plädoyer für die traditionelle Seife ab.Dazu falle weniger Verpackungsmaterial an. Doch der Markt sprichteine andere Sprache: der Industrieverband für Körperpflege undWaschmittel bemerkt seit Jahren einen verharrenden Abkauf derherkömmlichen Produkte bei rund 211 Millionen Euro im Jahr. Bei Bade-und Duschzusätzen hingegen geht es stetig nach oben: im Vorjahr lagder Umsatz bei 790 Millionen Euro, nach 772 Millionen Euro 2005.

In den Produktionsräumen in Riesa spucken die Maschinen duftendeSeifenstücke in vielen Farben und Formen aus. «Grundbestandteile sindimmer Rinderfett oder Palmöl, etwa 20 Prozent Kokosöl und dazu diebei der Seifenherstellung unumgängliche Natronlauge», sagt derChemiker Zeppan. Parfüme und Duftstoffe geben dem Ganzen dieindividuelle Note.

Fertig verpackt werden die Stücke in großen Kartons für denHandel. «Wir beliefern alle großen Drogeriemärkte undEinzelhandelsketten in Deutschland», sagt Zeppan, der in der Regelselbst die Verkaufverhandlungen bei den Kunden führt. Gefragt sindderzeit Naturseifen, für die sich wieder Liebhaber finden. In Riesaliegen bereits die ersten Prototypen vor, die demnächst in den Handelkommen.

Rund 10 000 Tonnen Seife werden im Jahr hergestellt: etwa 66,7Millionen Stück von jeweils 150 Gramm. Die Zahl ist in Riesa seitJahren stabil. «Das verdanken wir dem Export», sagt Zeppan. Etwasmehr als die Hälfte der Jahresproduktion geht ins Ausland, vor allemnach Frankreich. «Dort ist Sachsen-Seife ein Renner», meint er stolz.

Bei Flüssigprodukten, die in großen Bottichen zusammen gerührt unddann in den verschiedensten Plastikflaschen abgefüllt sind, waren esim Vorjahr 650 Tonnen in 65 Sorten. Der Umsatz des Werkes lag nachAngaben von Zeppan 2006 bei rund 15 Millionen Euro, 2005 bei 16,1Millionen Euro.

Etwa 20 Prozent der Produkte werden unter dem Namen Kappus und demHerkunftsort Riesa verkauft, der Rest im Namen der Auftraggeber. «Obnur zehntausend von einem kleinen Kunden oder zehn bis 30 Millionenpro Jahr für die Großen der Branche - unsere Anlagen schaffen jedenAuftrag», sagt der 60-jährige Zeppan, der seit 1976 in der Firmatätig ist.

Rund 140 verschiedene Seifensorten mit einem Gewicht von 100 oder150 Gramm gehören zum Programm. Sie duften nach Honig und Milch,Lavendel, Meeresbriese oder fruchtig nach Mandarine. Mit den etwa 65Modellformen aus Messing kann ihnen eine individuelle Form gegebenwerden. «Möglich ist alles: vom eingearbeiteten Relief einerLandschaft bis zu Figuren oder eingedruckten Symbolen undAufschriften», sagt Zeppan.

Seit dem Jahr 2000 wurden rund 1,8 Millionen Euro in das Werkinvestiert. Das Unternehmen gehört seit der Wende zum hessischenFamilienunternehmen Kappus. 87 Mitarbeiter werden im Werk in Sachsenin zwei Schichten beschäftigt.