Konsumforscher fordert: Abwrackprämie enden lassen
Nürnberg/dpa. - Die Abwrackprämie oder ähnliche Anreize für den Autokauf sollten nach Ansicht des GfK-Konsumforschers Rolf Bürkl trotz des Erfolgs nicht weiter verlängert werden. Inzwischen sind nur noch weniger als 100 000 Prämien im Topf.
«Mit einer solchen Maßnahme kann man nur eine beschränkte Zeit lang eine Nachfrageschwäche überbrücken», sagte Bürkl im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wenn sie zur Dauereinrichtung wird, verliert sie schnell an Reiz.»
Bürkl sprach sich auch gegen die in der Politik diskutierte günstigere Regelung für Jahreswagen von Arbeitnehmern der Automobilbranche aus, um die Autokonjunktur nach dem bevorstehenden Ende der Abwrackprämie vor einem Umsatzeinbruch bewahren. Letztlich seien solche Maßnahmen eine einseitige Subventionierung einer Branche. «Das ist auf Dauer schwierig.» In der Automobilindustrie gebe es weltweit Überkapazitäten. «Dies mit Steuergeldern zu kompensieren, ist eine sehr teure und nicht erfolgversprechende Methode», sagte der Experte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).
Dank geringer Inflation und sinkender Preise ist das Konsumklima nach seinen Worten weiterhin stabil. «Die Krise ist bei den Verbrauchern nicht voll angekommen. Sie blenden die gesamtwirtschaftliche Situation aus und konzentrieren sich auf ihren eigenen Haushalt», sagte Bürkl. Die privaten Budgets seien entlastet worden, was auch Raum für die eine oder andere Anschaffung lasse.
Entscheidend sei, dass sich auch der Arbeitsmarkt vor allem wegen des massenhaften Einsatzes von Kurzarbeit bisher recht robust zeige. «Die Angst vor Arbeitslosigkeit hat noch nicht in so starkem Maße um sich gegriffen.» Der Arbeitsmarkt sei die wichtigste Größe für die Entwicklung des Konsumklimas im weiteren Jahresverlauf. Es gebe aber Hoffnung, dass der Arbeitsplatzabbau nicht so stark ausfallen werde wie zunächst befürchtet. «Die Rezession ist offenbar vorüber», sagte Bürkl. «Manche Unternehmen werden ihre Entlassungspläne jetzt vielleicht überdenken.»
Wem die positive Grundstimmung bei der Bundestagswahl am 27. September nütze, sei offen. «Grundsätzlich kann man sagen, dass eine überaus gute Konsumstimmung auf parteipolitischer Ebene sicherlich keine Wechselstimmung hervorruft», sagte Bürkl. «Die Verbraucher sagen sich: "Warum soll ich groß etwas ändern?"»