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Konjunktur Konjunktur: Fußball beflügelt die Geschäfte

Von Steffen Höhne 15.06.2006, 17:42
Manchmal beflügelt Fußball nicht nur die Geschäfte, sondern auch die Liebe: Ein Pärchen küsst sich während des Spiels zwischen Deutschland und Polen am Mittwoch in Dortmund. (Foto: dpa)
Manchmal beflügelt Fußball nicht nur die Geschäfte, sondern auch die Liebe: Ein Pärchen küsst sich während des Spiels zwischen Deutschland und Polen am Mittwoch in Dortmund. (Foto: dpa) dpa

Leipzig/MZ. - "Fußball ist von allem Sportarten in Deutschland mit Abstand am wertvollsten", sagte Wirtschaftswissenschaftler Steffen Rätzel am Donnerstag auf dem Sachsen-Anhalt-Tag der "Fifa-WM-Stadt Leipzig", organisiert durch den Mitteldeutschen Presseclub und moderiert durch die "Mitteldeutsche Zeitung". Unternehmer und Sportler sprachen über die Auswirkungen der Weltmeisterschaft für die Region. Vor allem die Ernährungswirtschaft nutzt die Fußballbegeisterung für ihre Geschäfte. Einen kulinarischen Volltreffer landete beispielsweise der mittelständische Käsehersteller "Börde Käse" aus Vahldorf bei Magdeburg mit seinen Fußbällen aus Schmelzkäse. "Wir haben unsere geplante Produktion komplett verkauft", sagte Junior-Chef Mike-Sören Dietrich. Die Käsebälle eroberten nicht nur den deutschen Markt, sondern auch das europäische Ausland. Durch das Beilegen von Fußball-Sammelfiguren wurde laut Dietrich noch ein zusätzlicher Verkaufseffekt erreicht. Von guten Absätzen berichten auch die Halloren Schokoladenfabrik in Halle mit "Choco Champions" oder der Backmischungshersteller Kathi, der eine Fußballtorte herausgebracht hat. "Da Fußball sehr viele Menschen anspricht, ist die Zielgruppe sehr groß", erklärte Tino Müller, Marketingchef bei Halloren, den Erfolg.

Ob und wann eine Sättigung bei der Werbung mit Produkten rund um die WM eintritt, können Unternehmer und Wissenschaftler derzeit nicht sagen. "Der Erfolg des Marketings hängt unmittelbar auch mit dem Erfolg des Sportes zusammen", so Rätzel. Derzeit sieht es bei Werbung und Sponsoring jedoch nicht so aus, als ob es schon eine Übersättigung gebe. Zu den gesamtwirtschaftlichen Gewinnen durch die WM äußerte sich Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) zurückhaltend. "Es wurden in Deutschland mehrere Milliarden Euro in die Infrastruktur für die WM investiert, dieses Geld lässt sich nicht direkt reinholen", so Haseloff. Sachsen-Anhalt profitiere direkt vom Austragungsort Leipzig durch steigende Hotelübernachtungen im Land.

Sehr viel höher zu bewerten sei der Image-Gewinn des Standortes Deutschlands im Ausland. Zudem erzeugt nach Auffassung Haseloffs die derzeitige Fußballeuphorie ein gesamtdeutsches Nationalgefühl. Dies könne dabei helfen, schwierige Reformen anzuschieben.