Klebeband Klebeband: Ein Hauch von Nichts wird 75 Jahre alt
Halle (Saale)/MZ. - Am 19. November 1935 wird ein Patent auf einen "Behälter für mit Trockenklebstoff versehene Klebestreifenrollen" angemeldet: Die Geburtsstunde der Weltmarke Tesa. Heute kennen 98 Prozent der Deutschen "Tesa" - umgangssprachlich steht der Name unabhängig vom Hersteller für fast jedes transparente Klebeband. Allerdings weiß kaum jemand, welch entscheidende Rolle eine Sekretärin und ein Thüringer sowie zwei Flops beim endgültigen Durchbruch zum Markenartikel gespielt haben. Nivea, Hansaplast, Labello, Tesa - bei der Firmengründung 1882 konnte Paul C. Beiersdorf nicht ahnen, dass die Produkte seines kleinen Hamburger Unternehmens zu einem Aufstieg zum Weltkonzern führen würden. Zumal bereits Ende des 19. Jahrhunderts der Apotheker Dr. Oscar Troplowitz das Labor seines Kollegen Beiersdorf übernahm. Schon 1896 entwickelte er hier den sogenannten Beiersdorf-Kautschuk-Klebefilm, die Basis des späteren Erfolgs. Anfangs war die Klebmasse als Wundpflaster gedacht, aber trotz exzellenter Haftung reizte sie die Haut. So wurde "Citoplast" als erstes technisches Klebeband herausgebracht, es diente vor allem zum Flicken beschädigter Fahrradschläuche.
Auch Tesa gab es schon 1908, es war jedoch kein Klebestreifen, sondern bezeichnete die patentierte Zahnpastatube "Pecebo" aus dem Hause Beiersdorf. Der Name "Tesa" geht auf die Sekretärin Elsa Tesmer zurück, die von April 1903 bis Ende Oktober 1908 als Kontoristin und Leiterin der Schreibstube für Beiersdorf arbeitete. Aus den zwei Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens und den zwei letzten Buchstaben ihres Vornamens setzt sich der Begriff zusammen. Warum gerade der Sekretärin so viel Ehre zuteil wurde, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Sie verstarb 1968 im Alter von 81 Jahren.
Jedenfalls ließ Beiersdorf den Namen 1908 für seine Zahnpastatube schützen. Doch die Zahncreme entpuppte sich als Flop. Ebenso wie ein zweiter Versuch aus dem Jahr 1926, als der Name für eine neuartige synthetische Wurstpelle eingeführt wurde. Die Wende kommt 1934, als der 25-jährige Hugo Kirchberg aus Eisenach als Bürokaufmann - mit einem Gehalt von 250 Reichsmark im Monat - bei der Firma Beiersdorf einsteigt. Er glaubt fest an den Erfolg des "Beiersdorf-Kautschuk-Klebefilms" als unerlässliche Bürohilfe.
Das Produkt aus transparenter Acetat-Folie braucht aber noch eine zündende Idee: Eine kombinierte Abroll- und Abtrennvorrichtung, um es schnell und sauber verarbeiten zu können. Daher meldet Kirchberg für Beiersdorf 1935 einen Tischabroller unter der Nummer B 0171823 zum Patent an, dafür erhält er vom Deutschen Reichspatentamt am 11. Juni 1938 die Urkunde 661115, der Beginn des Dauerrenners Tesa.