Keine Schwimmkenntnisse Keine Schwimmkenntnisse: Vereine und Bäder in Thüringen stellen sich auf Kurse für Flüchtlinge ein

Erfurt/Jena - Schwimmbäder und Sportvereine in Thüringen stellen sich allmählich auf Schwimmunterricht für Flüchtlinge ein. Anfängerkurse eigens für schwimmunkundige Geflüchtete gibt es derzeit unter anderem in Jena, Ilmenau und im Eichsfeldkreis, ergab eine Umfrage unter ausgewählten Bädern und Vereinen der Deutschen Presse-Agentur. Im Stadtbad Gotha wird ein solches Angebot derzeit geprüft. Insgesamt sei die Nachfrage von Geflüchteten nach Schwimmkursen allerdings noch verhalten, hieß es aus dem Schwanseebad Weimar und dem kommunalen Jenaer Bäderbetrieb.
„Schwimmen zu können ist ja in Deutschland eine Selbstverständlichkeit“, sagte Anja Tautenhahn, Sprecherin der kommunalen Bäder und Freizeit GmbH. „Deshalb sind wir sehr daran interessiert, dass auch Flüchtlinge das lernen.“ Für den aktuellen Kurs im Jenaer Freizeitbad „Galeaxsea“ haben sich nach ihren Angaben vor allem ehrenamtliche Flüchtlingshelfer eingesetzt. Besondere Preisvergünstigungen gelten Tautenhahn zufolge für die Teilnehmer nicht. In Ilmenau hat sich das dortige Flüchtlingsnetzwerk gemeinsam mit dem Sportzentrum der Technischen Universität (TU) engagiert.
„Wir organisieren ja schon seit Jahren Anfängerkurse auch für ausländische Studenten an der TU, die in ihren Herkunftsländern oftmals das Schwimmen nicht erlernen konnten“, erzählt der Ilmenauer Kursleiter Thomas Frenzel von der DRK-Wassrwacht. Diese Erfahrungen kämen nun den Flüchtlingen zugute. Sieben 15 bis 18 Jahre alte Jungen aus Syrien hatten sich für den ersten zweimonatigen Intensivkurs mit drei wöchentlichen Übungseinheiten gemeldet.
Seepferchenkurs für Flüchtlingskinder
Der Aufwand für einen solchen Kurs sei relativ hoch, so Frenzel. „Man braucht mehr Helfer für die Betreuung.“ Auch die Schließzeiten der Ilmenauer Schwimmhalle im Sommer seien ein Problem. „Im Freibad macht sich das nicht so gut, das Wasser ist oft recht kalt und Anfänger bewegen sich ja nicht die ganze Zeit.“
Der 1. Eichsfelder Sportclub macht sich für seinen in Leinefelde gerade gestarteten Seepferchenkurs für Flüchtlingskinder die geringere Nachfrage nach Hallennutzungszeiten in den Sommerferien zunutze. Zwei wöchentliche Übungszeiten sind vorerst geplant. „In der Ferienzeit planen wir das zweimal in der Woche und dann schauen wir weiter“, sagt Vereinschef Daniel Meitzner. Das Angebot des nordthüringischen Vereins wird über das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ finanziert.
Dieses Programm des Deutschen Olympischen Sportbundes hat auch der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Erfurt einen Anfängerkurs für eine Gruppe minderjähriger Flüchtlinge ermöglicht. Vereinsvorstand Uwe Richter ist zufrieden. „Die Jungs sind jetzt so weit, dass sie gefahrlos im Freibad schwimmen können.“ Einige von ihnen würde er gern weiter ausbilden. „Wir können Nachwuchs-Rettungsschwimmer schließlich gut gebrauchen.“
In Thüringen haben sich in diesem Jahr bereits einzelne Badeunfälle mit Flüchtlingen ereignet. Am vergangenen Mittwoch kam ein 25-jähriger Syrer in der Saale in Jena ums Leben, die Polizei geht von einem Unfall aus. Im Stadtbad Pößneck ertrank im Mai ein achtjähriges Mädchen. Wenig später wurde ein 17-Jähriger, der eigentlich als guter Sportler und Schwimmer galt, in einem Baggersee bei Sömmerda vor dem Ertrinken gerettet. (dpa)