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Karstadt Karstadt: Betriebsrat verständigt sich auf Verhandlungsstrategie

02.10.2004, 15:10
Karstadt-Kaufhaus in der Hamburger Mönckebergstraße. (Foto: dpa)
Karstadt-Kaufhaus in der Hamburger Mönckebergstraße. (Foto: dpa) dpa

Kassel/dpa. - Im Ringen um die Zukunft von Karstadt sindArbeitnehmer und Unternehmensführung bemüht, den Konflikt nichteskalieren zu lassen. Der Betriebsrat und dieDienstleistungsgewerkschaft ver.di verständigten sich am Montag inKassel auf eine Strategie für die Verhandlungen mit dem Vorstand, dienächste Woche stattfinden sollen.

Betriebsratschef der Karstadt Warenhaus AG, Wolfgang Pokriefke,sagte: «Wir drohen nicht mit Streik, wir kennen den Ernst der Lage.»Nachdem am Wochenende die Rede von Insolvenz als Reaktion auf einenStreik war, sagte auch KarstadtQuelle-Sprecher Jörg Howe: «Ich glaubenicht, dass es einen Streik geben wird.» Und: «Von Insolvenz kannkeine Rede sein.» Er gehe davon aus, dass alle Beteiligten dasInteresse haben, in diesem Monat zu einer Einigung zu kommen.

Nach Angaben von ver.di-Vorstandsmitglied Franziska Wiethold solldie Strategie in ihren Einzelheiten an diesem Dienstag in Frankfurtvorgestellt und in den Betrieben erörtert werden. Noch in dieserWoche will die Gewerkschaft mit der in Kassel bestimmtenVerhandlungskommission zusammenkommen, um die Forderungen an dieKarstadtleitung weiter zu präzisieren.

Einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen der Arbeitnehmerseitesei das Zugeständnis längerer Wochenarbeitszeiten gewesen, sagte einTeilnehmer in Kassel. Andererseits seien sich die Vertreter derunterschiedlichen Karstadtfilialen einig gewesen, sich nichtauseinander-dividieren zu lassen, hieß es. Die Arbeitnehmer wehrensich dagegen, dass 77 kleinere Warenhaus-Filialen von insgesamt 181Häusern ausgegliedert und verkauft werden sollen. Auf dem Spielstehen insgesamt 30 000 von 100 000 Arbeitsplätzen beiKarstadtQuelle.

Der Gesamtbetriebsrat fordert Zugeständnisse auch von derUnternehmensleitung. «Die sollen ein Konzept auf den Tisch legen,über das man reden kann», sagte Gesamtbetriebsratsmitglied HeinrichGigler. Bisher habe es lediglich unstimmige Forderungen derFirmenleitung gegeben. Schon 2006 wolle Karstadt wieder schwarzeZahlen schreiben, während die Arbeitnehmer für eine viel längere ZeitOpfer bringen sollten.

Unterdessen warnten Politiker von SPD und Union vor einerEskalation des Konflikts. Der Vorsitzende der CDA, Hermann-JosefArentz, sagte der «Bild»-Zeitung (Montag), die Drohungen desKarstadt-Aufsichtsrats, bei Streik Insolvenz zu beantragen, seiennicht hinnehmbar. «Ich warne die Arbeitgeber, weiter Öl ins Feuer zugießen und die Beschäftigten zu erpressen», sagte Arentz.

Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» schreibt in seiner jüngstenAusgabe zur Frage, dass die Gewerkschaft ver.di gar auf Streik setzenkönnte: «"Dann wäre Schluss", heißt es düster aus dem Aufsichtsrat.»Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Arbeitsmarktexperte Klaus Brandnerforderte die Karstadt-Manager ebenfalls auf, eine Eskalation zuverhindern. «Drohungen dieser Art helfen nicht weiter», sagteBrandner der Zeitung. Um eine Lösung für den angeschlagenen Konzernzu finden, seien stattdessen faire Verhandlungen von Arbeitnehmernund Arbeitgebern nötig.

Sanierungsplan für KarstadtQuelle (Grafik: dpa)
Sanierungsplan für KarstadtQuelle (Grafik: dpa)
dpa