Karriere Karriere: Nach dem Abschluss weg aus Halle?
HALLE/MZ. - Nach dem Abschluss weg aus Halle. So denken viele Studenten der Hochschulen vor Ort. Sie sehen in der wirtschaftlich schwachen Region mit hoher Arbeitslosenquote keine berufliche Zukunft. In der Folge wandern junge, hochqualifizierte Fachkräfte ab, Wachstumsimpulse bleiben aus, was wiederrum die nächsten Jahrgänge junger Akademiker dazutreibt, ihr Glück anderswo zu suchen.
Es geht auch anders
Gegen diesen Trend hat sich eine Reihe von Absolventen der Uni-Halle entschieden, der Stadt auch nach dem Abschluss die Treue zu halten. Unabhängig voneinander machten sie sich teils schon während des Studiums selbstständig und sind seitdem wirtschaftlich fest in der Region verwurzelt. Stefan Person, Mitbegründer einer Agentur im Sport- und Personalmarketingbereich, hat in Halle Wirtschaftsingenieurswesen studiert. Auch danach hier zu bleiben, „war eine bewusste Entscheidung“, so Person. Immobilienprojektentwickler Carl-Niklas Wentzel, ebenfalls ehemaliger hallescher Student, fügt hinzu: „Halle ist eine Stadt mit Charme und kurzen Wegen“. Gerade für Existenzgründer seien dies gute Bedingungen, um schnell Netzwerke aufzubauen, die für wirtschaftlichen Erfolg notwendig sind
Wissenstransfer auf Schloss Teutschenthal
In einem dieser Netzwerke entstand dann auch die Idee zu den Kamingesprächen auf Schloss Teutschenthal. Vierteljährlich kommen hier junge Unternehmer der Region zusammen, um Erfahrungen auszutauschen. Von den rund dreißig Teilnehmern des ersten Treffens im Dezember letzten Jahres haben fast alle in Halle studiert. Ziel sei ein „ungezwungener und unkomplizierter Transfer praxisnahen Wissens“, so die Initiatoren Wentzel und Person. Zu jedem Termin hält deshalb einer der Teilnehmer einen Vortrag zu einem Thema seines Spezialgebietes. Anschließend können Fragen gestellt und individuelle Probleme besprochen werden. Im Dezember sprach Rechtsanwalt Alexander Braeter über Marken- und Patentrecht. Bei der nächsten Sitzung am 4. März soll es um Umsatzsteuer gehen.
Treffpunkt mit Geschichte
Die Kamingespräche finden vor historischer Kulisse statt. Im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 trafen sich auf Schloss Teutschenthal Oppositionelle, um über die Neuordnung für die Zeit nach dem Nationalsozialismus zu beraten. Carl Wentzel, Urgroßvater von Carl-Niklas Wentzel, wurde nach dem Fehlschlag des Attentats als Gastgeber und Teilnehmer dieser Zusammenkünfte am 20. Dezember 1944 hingerichtet.
Kontakt: Carl-Niklas Wentzel