Justiz Justiz: Anklage gegen Ex-Sachsenring-Chefs wegen Insolvenzverschleppung

Chemnitz/dpa. - Sie hätten von der Überschuldung des Unternehmens gewusst, jedoch die notwendigeInsolvenzanmeldung unterlassen, teilte das Landgericht Chemnitz amDienstag mit. Nach Gerichtsangaben wird den Brüdern Rittinghaus zudemBilanzfälschung und Untreue vorgeworfen.
«Ich möchte mich zu diesem Thema nicht mehr persönlich äußern, dasmacht mein Anwalt Herr Professor Hamm in Frankfurt/Main», sagte UlfRittinghaus der dpa. Rechtsanwalt Rainer Hamm war zunächst nichterreichbar. Der frühere Sachsenring-Vorstandssprecher Ulf Rittinghausbezeichnete die Anklageerhebung als «ein Griff in die Trickkiste derPolitik, die mit uns noch eine Rechnung offen hat». Jetzt müssezunächst das Gericht binnen sechs Monaten prüfen, ob sie die Anklagezur Hauptverhandlung überhaupt zulasse: «Ich sehe das Ganzegelassen.» Auch Ernst Wilhelm Rittinghaus lehnte es ab, in der Sacheöffentlich Stellung zu nehmen und verwies auf das Anwaltsbüro.
Die Brüder Rittinghaus, Mittelständler aus dem Sauerland, hatten1993 Teile des ehemaligen Trabant-Herstellers sowie Namens- undPatentrechte erworben. Die Insolvenz war Ende Mai 2002 angemeldetworden. In der seither von Insolvenzanwalt Bruno M. Küblergeleiteten Sachsenring Zwickau AG sind nach Angaben von dessen Büroderzeit noch rund 200 Menschen beschäftigt.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft haben die Rittinghaus-Brüdermit Scheinrechnungen einen unzutreffenden Konzerngewinn vonseinerzeit 3,4 Millionen Mark ausgewiesen. Dies habe zur Folgegehabt, dass in den Jahren 1998 und 1990 an die Aktionäre Dividendenin Höhe von insgesamt 1,6 Millionen Mark ausgeschüttet worden seien.Tatsächlich aber habe das Unternehmen Verluste erwirtschaftet. AufGrund der vermeintlichen Gewinnerzielung habe sich der Aktienanteildes einen Vorstandes von rund 147 000 Aktien auf knapp 1 300 000Aktien erhöht. Bei dem anderen Vorstand sei der Aktienanteil von200 000 auf rund 1 640 000 Stück gestiegen.
Ferner wirft die Staatsanwaltschaft den Brüdern vor, dass sie demUnternehmen und damit der Insolvenzmasse zu Unrecht Geld entzogenhaben sollen. Trotz Kenntnis der Insolvenzgründe hätten sie dafürgesorgt, das ein von ihnen dem Unternehmen gewährtes Darlehenvon rund 6,1 Millionen zurückbezahlt wurde.