Italien Italien: Wo steuert die Telecom Italia hin?
Rom/dpa. - Der italienische Ministerpräsident istverstimmt, «weil es so aussieht, als würde der einzige nochverbleibende italienische Mobilfunkanbieter bald auch in ausländischeHände fallen», meinte die Zeitung «La Repubblica» am Dienstag.Italien riskiere, unter den Wirtschaftsmächten der Welt das einzigeLand zu werden, das keine hauseigene Mobilfunk-Gesellschaft hat,fasste das Blatt die Ängste von Politikern, Top-Managern undInvestoren zusammen.
Eine tief greifende Reorganisation hatte der italienischeTelekommunikationskonzern am Montag beschlossen. Will heißen: DasUnternehmen wird in zwei Teile gespalten: Einen für Festnetztelefonieund einen für Mobilfunk. Beobachtern zufolge ist dies tatsächlich dererste Schritt für den Verkauf von Telecom Italia Mobile (TIM).
Entscheidungen über die Zukunft der Handy-Gesellschaft seien abernoch nicht gefallen, betonte Telecom-Italia-Chef Marco TronchettiProvera. Jedoch ließ er durchblicken, dass eventuell eingehendeAngebote geprüft würden. Italienische Medien hatten zuvor diespanische Telefonica, die US-Finanzgesellschaft Carlisle Group sowieDeutsche Telekom und France Telecom als mögliche Interessentengenannt. «TIM darf nicht verkauft werden, aber wenn es unbedingtnotwendig ist, dann sollten die Käufer Italiener sein», sagte derTop-Manager Biagio Agnes. Denn bisher hielt nur noch TIM eisern dieStellung, während die anderen beiden italienischen Anbieter bereitsins Ausland verkauft wurden: Vodafone nach Großbritannien, Wind andie Ägypter von Orascom.
Auch die über 85 000 Mitarbeiter des italienischenTelekom-Konzerns sind besorgt. Sie haben für die nächsten Wochenbereits einen Streik angekündigt. Der mögliche Verkauf von TIM, derfür sie eine unsichere Zukunft bedeutet, habe rein finanzielleBeweggründe, beklagen sie: Immerhin sitzt Telecom Italia auf einemSchuldenberg von über 41 Milliarden Euro - und ein möglicher TIM-Dealkönnte bis zu 35 Milliarden Euro wert sein.
Die Telecom Italia hatte TIM in den 90er Jahren abgespalten underst im vergangenen Jahr für 20 Milliarden Euro wieder in den Konzernintegriert. Ziel war es, den Kunden kombinierte Mobilfunk- undFestnetzangebote machen zu können. Offiziell heißt es nun, dasUnternehmen habe seine Strategie geändert und den Weg hin zurUmwandlung in einen Medien-Konzern eingeschlagen. Musik, Filme undSport sollen demnächst über das Internet vertrieben werden. Zu diesemZweck hatte sich Tronchetti Provera in der vergangenen Woche bereitsmit dem australischen Medienmogul Rupert Murdoch in Griechenland aufdessen Yacht getroffen, um über den Kauf von Senderechten für Filmeund TV-Programme zu verhandeln.
Dennoch, Kommentatoren sind überzeugt, dass es Tronchetti Proveravor allem um einen drastischen Schuldenabbau geht. «Telecom macht denWeg zur Scheidung von TIM frei», titelte die Zeitung «Il Messaggero».Neben Prodi schien aber auch die Börse zunächst nicht glücklich mitden jüngsten Entwicklungen. Am Tag nach der Aufsichtsratssitzungverlor die Aktie in Mailand bereits am Morgen über 1,50 Prozent undrutschte auf 2,22 Euro ab.