IT-Branche IT-Branche: Bei BenQ gehen Freitag die Lichter aus

München/ddp. - Bei BenQ Mobile gehen endgültig die Lichter aus. AmFreitag ist für sechs der verbliebenen sieben Beschäftigten desinsolventen Unternehmens in München der letzte Arbeitstag. Dannerfahren sie das gleiche Schicksal wie ihre ursprünglich rund 1300Kollegen in der BenQ-Zentrale: die Entlassung - bis Ende 2007 nochleicht abgemildert durch eine Transfergesellschaft, in der sie 80Prozent ihres früheren Einkommens erhalten. Rund 360 ehemaligeMitarbeiter sind dort derzeit noch beschäftigt, die übrigen habeninzwischen neue Jobs gefunden.
Der 58-jährige Georg Greiling ist einer der «letzten Mohikaner vonBenQ», wie er sich und seine Kollegen nennt. Die vergangenen Monatehat er Insolvenzverwalter Martin Prager dabei geholfen, die Formalienabzuwickeln und noch so viel Geld wie möglich für die Insolvenzmasseherauszuholen. Nun ist das weitgehend erledigt. «Ich habe schon sehrwehmütige Gefühle», sagt Greiling, «schließlich habe ich überJahrzehnte etwas mit aufgebaut und muss nun zusehen, wie es zugrundegeht.»
1979 hatte der studierte Betriebswirt bei Siemens angefangen. Erstieg ins mittlere kaufmännische Management auf. DieTelekommunikation war sein Bereich. Sorgen um den Arbeitsplatz machtesich Greiling in den ersten 20 Jahren eigentlich nie. Schließlich warer bei Siemens angestellt. Etwas Sichereres habe man sich damals kaumvorstellen können.
Doch nach dem Verkauf der Mobilfunksparte an den taiwanesischenKonzern BenQ und die folgende Pleite muss der Vater von drei Kindern,von denen zwei noch in der Ausbildung stecken, nun noch einmal vonvorn anfangen, obwohl er mit Siemens bereits einenAltersteilzeitvertrag abgeschlossen hatte. «Es wird schwierig, einenvergleichbaren Job zu finden - in meinem Alter», sagt Greiling ganznüchtern. Natürlich ist er traurig über die Entwicklung, aber er willnicht aufgeben: «Ich sehe das als Chance, etwas ganz Neuesanzufangen.»
Ein Problem dabei sei aber, dass ihm die finanzielle Basis fehlt.Wenn die Beschäftigungsgesellschaft ausläuft, bekommt er zweieinhalbMonatsgehälter als Überbrückungsgeld. Und das war's. Greiling ärgertdaran vor allem, dass seine lange Betriebszugehörigkeit zu Siemenssich nicht in der Abfindungshöhe niederschlägt. «Man fühlt sichungerecht behandelt, da kriegt man schon die Wut.» Zumal dieehemalige Muttergesellschaft Siemens und die IG Metall ausgehandelthaben, dass bei seinen früheren Kollegen am BenQ-Standort imnordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort die Dauer derBetriebszugehörigkeit berücksichtigt wird.
Neun Monate seit dem am 29. September 2006 gestelltenInsolvenzantrag hat Greiling für den Insolvenzverwalter gearbeitet.Alle paar Wochen wurde die Zahl der noch beschäftigten Kollegenkleiner. Immer mehr Räume des großen Gebäudes standen leer. «Mankommt morgens hier rein, und es ist wie in einem Geisterhaus»,beschreibt Greiling die Atmosphäre. Leere Gänge, ausgeräumte Büros.«Und die noch übrig gebliebenen Pflanzen vertrocknen.» Ziemlichdeprimierend sei das für die letzten sieben BenQler, die sich aufdrei Büros verteilen. «Immerhin habe ich jetzt einen eigenenHaustürschlüssel für das Gebäude», versucht es Greiling mit Humor.
Das Empfangspersonal hat der Insolvenzverwalter längstheimgeschickt. Damit Gäste und Lieferanten sich melden können, habendie noch verbliebenen selbst eine Wechselsprechanlage an derEingangstür installiert. Stapelweise kommt noch immer Post in derehemaligen Unternehmenszentrale an. Fachmagazine, Werbung und auchweiterhin Briefe von Kunden, die zum Beispiel Fragen zu ihren Handyshaben. «Unseren Möglichkeiten, den Leuten zu helfen, sind aberGrenzen gesetzt», betont Greiling. Und am Freitag ist für ihn ganzSchluss damit.