Inzest Inzest: Hohes Risiko auf behinderte Kinder

Heidelberg/dpa. - «Das Risiko liegt bei 40 bis 50 Prozent», sagte der Chef des Instituts für Humangenetik in Heidelberg, Claus Rainer Bartram, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
In einem Fall im niederösterreichischen Amstetten soll ein heute 73 Jahre alter Vater seine 42-jährige Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten, wiederholt vergewaltigt und sieben Kinder mit ihr gezeugt haben. Die wahrscheinlich inzestbedingte schwere Erkrankung einer Tochter hat die Polizei auf die Spur des mutmaßlichen Verbrechers gebracht.
Grund für das hohe Risiko, geistig oder körperlich behinderte Kinder zu bekommen, sei in Fällen wie diesen, «dass das Erbgut von Vater und Tochter zu 50 Prozent identisch ist», erklärte Bartram. Dadurch wachse die Wahrscheinlichkeit, dass die Nachkommen rezessive Erbanlagen für Behinderungen sowohl vom Vater als auch von der Mutter vererbt bekommen und die Krankheiten so ausbrechen. Bei gesunden und nicht verwandten Paaren gleiche dagegen oft ein gesundes Gen den verdeckt vererbten Gendefekt des anderen Partners aus. Hier liege das Risiko, behinderte Nachkommen zu bekommen, bei zwei bis drei Prozent.
Welche Krankheiten durch Inzest verstärkt vererbt würden, sei nicht zu sagen. «Da gibt es kein klares Muster», sagte Bartram. Sorgen um die nächste Generation müssten sich die betroffenen Kinder nicht machen: Wenn sie selbst Nachwuchs bekämen, sei das Risiko auf Erbkrankheiten nicht größer als bei Menschen, die nicht durch Inzest gezeugt wurden.