Interview: "Genug Helfer zu wenig Hilfsgüter"
Hamburg/dpa. - Die internationale Unterstützung für die Opfer des schweren Erdbebens in Haiti ist groß. Auch Mitarbeiter der Aktion Deutschland Hilft - ein Bündnis von Hilfsorganisationen - sind im Katastrophengebiet. Pressesprecherin Maria Rüther erklärt in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa, wie die verschiedenen Organisationen zusammenarbeiten.
Viele Hilfsorganisationen reisen ins Erdbebengebiet. Wer koordiniert die Hilfe?
Rüther: «Im großen Rahmen sind dafür die UN zuständig, also die Vereinten Nationen. Das ist eigentlich immer so bei Katastrophenfällen.»
Wie läuft das genau ab?
Rüther: «Es gibt dann regelmäßige Treffen bei der UN, mindestens täglich. Dort wird abgesprochen, wie die Bedarfslage ist, wo noch zum Beispiel medizinische Hilfe fehlt. Dann sorgen die UN dafür, dass ein medizinisches Team dort hingeht.»
Die UN bestimmen also, welche Organisation in welches Gebiet geht?
Rüther: «Ja, aber das erfolgt auch mit Unterstützung der Hilfsorganisationen, die an den Bedarfserhebungen beteiligt sind. Das heißt, es werden kleine Teams rundgeschickt, die im betroffenen Gebiet fragen, was die Leute am nötigsten brauchen.»
Klappt die Koordination in der Regel gut?
Rüther: «Das klappt eigentlich gut, vor allem dann, wenn auch die Regierung zur Unterstützung bereit ist. Und das ist im Fall von Haiti so, weil Haiti ohnehin eines der ärmsten Länder der Welt ist. Es ist mehr als willkommen, dass auch Hilfe von außen kommt.»
Wie gefährlich ist die Arbeit in Haiti?
Rüther: «Haiti ist bekannt dafür, dass es immer wieder zu Gewalttätigkeiten kommt. Es steht zu befürchten, dass Plünderungen stattfinden werden. Man kann momentan noch nicht einschätzen, wie die Lage sein wird, wenn die Menschen wirklich verzweifelt sind, wenn sie vielleicht zu spät Hilfsgüter bekommen.»
Wie beurteilen Sie den Start der internationalen Hilfe?
Rüther: «Ich denke, dass sich sehr viele Hilfsorganisationen auf den Weg gemacht haben und auch Hilfsgüter losgeschickt haben und dass es für den Anfang gut angelaufen ist. Wobei man immer sagen muss: Ganz am Anfang stehen natürlich die Hilfsorganisationen im Land, die vielen Einheimischen, die ohnehin schon vor Ort sind. Das sind die wirklichen Ersthelfer und nicht wir.»
Sind genug Ersthelfer da?
Rüther: «Ich denke an Helfern mangelt es nicht, eher an Hilfsgütern.»
Interview: Helen Hoffmann, dpa