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Interconnex Interconnex: Abschiedsfahrt von Rostock nach Köln

Von Gunther Immenhoff 26.10.2003, 13:28
Archivfoto: Ein Reisender blickt im Kölner Hauptbahnhof aus einem InterConnex-Zug. (Foto: dpa)
Archivfoto: Ein Reisender blickt im Kölner Hauptbahnhof aus einem InterConnex-Zug. (Foto: dpa) dpa

Halle/Potsdam/MZ - Rund vier Monate lang konnten sich die Zugbegleiter im Interconnex Rostock-Halle-Köln-Neuss über zufriedene Kunden freuen. In diesen Tagen aber gab es erstmals seit Eröffnung der Linie Schelte. Denn heute rollt der letzte Zug der Privatbahn auf dieser Linie. Die Deutsche Bahn hat in ganzen Regionen Mitteldeutschlands ihr Monopol zurück.

"Ich habe den Zug fast jede Woche genutzt", sagt Anett Lohe aus dem Saalkreis. Sie hat eine Lehrstelle in Köln und freute sich über das preiswerte Angebot. "Die Fahrt war nicht nur billig, sondern auch bequem", sagt die junge Frau. "Es gab Zeitungen wie im Flugzeug, das Zugpersonal brachte Essen und Getränke an den Platz. Nun sind die Stammgäste sauer.

Überraschend hatte Connex, Tochter des französischen Großkonzerns Violia, das Aus für die Linie verkündet. Interconnex-Sprecher Volkmar Wagner entschuldigt sich beinahe und spricht von einer Notsituation. "Die Auslastung sei kontinuierlich gestiegen und lag im August bei rund 45 Prozent. Für einen wirtschaftlichen Betrieb wären 60 Prozent nötig gewesen", erklärt er. Er hält es für möglich, das dieser Wert noch erreicht worden wäre. Hauptgrund für den Rückzug war ein lukrativeres Angebot, für das Connex die Fahrzeuge brauchte. Nach der Pleite der Flex Verkehr AG suchte das Land Schleswig-Holstein kurzfristig einen neuen Betreiber für die Strecke von Hamburg ins dänische Padborg. Hier bot sich die Chance für Connex, sofort Gewinne einzufahren, weil vom Land Zuschüsse winken.

"Wir sind zu klein, um einen Reservefuhrpark vorzuhalten", so Wagner. "Deshalb mussten wir die Wagen an anderer Stelle abziehen." Er verstehe den Ärger der Fahrgäste und in Regionen wie Sangerhausen oder Nordhausen, die mit dem Interconnex endlich wieder eine Fernlinie hatten. Verärgert ist auch Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU). Er findet es "befremdlich", dass die Einstellung erst in zweiter Linie mit der Nachfrage begründet wird. "Connex erweist sich nicht als verlässlicher Partner", meint er. Dies gebe zu denken, nachdem das Unternehmen sich für den Nahverkehr im Freistaat empfohlen und gedrängt habe, Verträge mit anderen Anbietern zu kündigen. Bei der Bahn verkneift man sich Häme. Bahnsprecher Jörg Bönisch merkt jedoch an, die Deutsche Bahn liege offenbar mit ihren unternehmerischen Entscheidungen, bestimmte Linien nicht zu fahren, gar nicht so falsch.

Mindestens einen neuen Stammgast beschert Connex nun dem großen bundeseigenen Konkurrenten: Ella Wick (75) aus Köln, die in Mitteldeutschland Verwandte hat, hatte nach Eröffnung der Intrerconnex-Linie ihre Bahncard abgegeben. "Jetzt muss ich mir wohl wieder eine besorgen", sagt sie.