Industriedesign Industriedesign: Schöner lernen
Magdeburg/MZ. - Der Tag, an dem das fertige Gerät zum ersten Mal vor ihm stand, war für ihn ein ganz besonderer, sagt Eckhard Kaltenhäuser. Der Student im Fach Industrial Design an der Hochschule Magdeburg-Stendal war für die Neugestaltung des "Alpha-Trainers" zuständig, eines Trainingsgeräts für Menschen, die an Lese- und Rechtschreibschwäche leiden. Das Produktdesign war Inhalt seiner Bachelorarbeit.
Rund 7,5 Millionen Menschen haben in Deutschland nur minimale Lese- und Schreibfähigkeiten. Dieses Ergebnis einer vom Bundesbildungsministerium in Auftrag gegebenen Studie habe auch Experten überrascht, sagt Franz Hinrichsmeyer, Professor am Fachbereich Gestaltung und Industriedesign der Hochschule. Er hat die Bachelorarbeit von Kaltenhäuser betreut. Eine einzigartige Chance sei es für Studenten, bereits im Studium ein Projekt zu betreuen, das in ein marktreifes Produkt münde, sagt Hinrichsmeyer. In diesem Fall sei die Firma Meditech aus Niedersachsen, die seit einigen Jahren auch in Magdeburg eine Niederlassung hat, Partner der Hochschule. "Das Unternehmen möchte seine gesamte Produktpalette neu gestalten. Der Alphatrainer ist nun das erste neu designte Gerät, das als Prototyp vorliegt", sagt Hinrichsmeyer. Im kommenden Jahr soll er marktreif sein.
Kaltenhäuser musste für das Projekt nicht nur seine Fähigkeiten im Design unter Beweis stellen. Er musste sich auch in das Thema Analphabetismus einarbeiten. Man könne mit dem Trainer einzelne Silben ähnlich wie Vokabeln trainieren. Zwei verschiedene Ausführungen des Geräts erlaubten einen Einsatz in der Therapie unter Anleitung und den selbstständigen Einsatz zu Hause. Letzteres Gerät, das von den Patienten bedient werden soll, muss besondere Anforderungen erfüllen, erklärt Kaltenhäuser. Während die alte Version noch viel mit Schrift und einem relativ kleinen Display arbeitete, sind auf dem von ihm designten Gerät die Tasten mit Pictogrammen markiert. Auch die Anschlüsse an den Strom oder weitere Geräte, wie den Computer, müssten ganz leicht und ohne großes technisches Verständnis zu bedienen sein. Und bei allen technischen Details: "Das Gerät muss die Nutzer auch emotional ansprechen, damit sie es gerne benutzen", sagt Kaltenhäuser. Neben den Anforderungen der Nutzer musste der Entwickler aber auch die Anforderungen des Herstellers berücksichtigen: Die Größe der Platine sowie Herstellungsaufwand und -kosten mussten an die Vorgaben von Meditech angepasst werden.
Damit das Gehäuse für den Benutzer sicher ist, muss es zudem den Bestimmungen für Medizingeräte gemäß konstruiert werden, sagt Kaltenhäuser. "Hier kommt es zum Beispiel darauf an, dass die elektromagnetische Strahlung einen bestimmten Wert nicht überschreitet, oder dass das Gehäuse Falltests übersteht", erklärt der Student. Bestanden heißt dabei, dass auch ein gebrochenes Gehäuse sein Innenleben noch so zusammenhalten muss, dass sich niemand daran verletzen kann.
Kaltenhäuser, der nun seinen Master in Industriedesign macht, freut sich, dass er schon als Student Erfahrungen aus einem echten Entwicklungs-Auftrag vorweisen kann. Und er freut sich immer noch an dem Prototypen:"Die Modelle unserer Studienarbeiten sind sonst immer massiv aus einem Stück. Ein funktionsfähiges Gerät in den Händen zu halten, das ist schon ein riesiger Unterschied."