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Industrie Industrie: 1000 deutsche «Hidden Champions» tummeln sich weltweit

Von Thomas Strünkelnberg 04.02.2005, 06:56
Lastwagenanhänger werden bei Schmitz CargoBull in Altenberge gefertigt (Archivfoto vom 18.07.2003). (Foto: dpa)
Lastwagenanhänger werden bei Schmitz CargoBull in Altenberge gefertigt (Archivfoto vom 18.07.2003). (Foto: dpa) dpa

Münster/dpa. - Dabei fahren etwa die Lastwagenanhänger von Schmitz Cargobull ausdem westfälischen Horstmar auf allen Autobahnen Europas. Dochniemand nimmt die Allgegenwart wahr. Ein anderer Fall sind dieSaubermänner von Kärcher aus Winnenden bei Stuttgart, Hersteller vonHochdruckreinigern. Vor 30 Jahren setzte die Firma rund 20 Millionenum, heute sei es rund eine Milliarde Euro, sagt der BonnerUnternehmensberater Hermann Simon, Experte für verborgene Juwelenunter Firmen. Ihre Gewinnzahlen hüten diese Unternehmen wie einStaatsgeheimnis.

Schmitz Cargobull hat seinen Umsatz laut Simon in den vergangenenzehn Jahren verdreifacht. Das Unternehmen sei «unschlagbar inEuropa», betont er. Schmitz-Vorstandschef Bernd Hoffmann will bis2008 die Produktion von knapp 28 000 auf 55 000 Fahrzeugeverdoppeln. Im laufenden Geschäftsjahr solle die Marke von einerMilliarde Euro Umsatz überschritten werden. Kärcher, weltgrößterHersteller von Hochdruckreinigern, beschäftigt in 38 Ländern 5800Mitarbeiter. 2003 stellte Kärcher fünf Millionen Hochdruck- undDampfreiniger sowie Kehrmaschinen und Autowaschanlagen her.

Die «hidden Champions» «wollen Weltmarktführer werden, siefokussieren sich auf das, was sie können, und das weltweit», erklärtSimon. Mehr als 1000 «hidden Champions», die europaweit Marktführeroder Nummer Eins oder Zwei der Welt seien, gebe es bundesweit. Dieoft familiengeführten Mittelständler seien im Grunde die «wahrenHelden der Marktwirtschaft», betont auch Bodo Risch, Geschäftsführerder Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in Münster.«"Hidden" (verborgen) bleiben sie nur im öffentlichen Verständnis.»

Als «Champion» gilt auch der Motorsägenhersteller Stihl imbaden-württembergischen Waiblingen mit ständig wachsendem Absatz.Ein Phänomen sei der Coesfelder Farbhersteller Ostendorf, sagtRisch. «Ostendorfs Kunden sind die Baumärkte, die Obis dieser Welt.»Die «Champions» versuchen so groß zu sein, dass nachfragemächtigeHandelsunternehmen auf sie angewiesen sind. Im Grunde in allerMunde, aber kaum bekannt sei apetito im westfälischen Rheine,Europas Marktführer für Kantinenkost. 2003 steigerte apetito denUmsatz auf 387 Millionen Euro.

In einem Punkt jedoch kämpften die heimlichen Stars ebenso wieandere familiengeführte Mittelständler: «Die Nachfolgeregelung istdas Hauptproblem.» Kein Wunder in Unternehmen, in denen laut Rischder Chef noch selbst entscheidet und auch mit seinem eigenen Geldgerade steht. Warum die «hidden Champions» verborgen bleiben? «Esliegt viel daran, dass große Unternehmen im Massenmarkt tätig sind»,erklärt Thilo Pahl, Referent für Grundsatzfragen derWirtschaftspolitik beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag(DIHK). «Jeder kennt Sony oder BMW.» Die Mittelständler seien ofteher als Zulieferer tätig. «Wer weiß schon wie viel (von deren)Intelligenz hinter einem Volkswagen steht? Das geht in der Marke VWunter.»