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Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Stadtplanung an der Spielkonsole

08.06.2010, 16:52

DESSAU-ROSSLAU/MZ/JKL. - Ein leichter Schwindel stellt sich beim Betrachter ein, wenn er mit 3-D-Brille im "Virtual Reality"-Labor, kurz VR-Labor, der Hochschule Anhalt in Dessau-Rosslau steht. Dann nämlich, wenn die sogenannte Powerwall eingeschaltet ist und die Besucher in Design- und Architekturentwürfe virtuell "hineingehen" können. Abstrakte Formen, die wie riesige Spinnennetze anmuten, kommen scheinbar auf den Betrachter zu, bis er mitten in der Konstruktion steht.

Die Technologie werde im Automobilbau und in der Produktentwicklung schon häufig genutzt, in der Architektur bisher aber nur selten eingesetzt, erklärt Cornelia Böttner, eine der Mitarbeiterinnen des VR-Labors und Dozentin am Fachbereich Architektur Facility Management und Geoinformation. "Uns geht es hier um die Frage, wie man Architektur kommunizierbar machen kann", so Böttner. Um reale Modelle durch virtuelle Rundgänge zu ersetzen, müsse allerdings die Anwendung leichter werden. Bisher müssen die Mitarbeiter, die sich mit der Navigation auskennen, die Besucher noch führen.

Ein aktuelles Beispiel sind Modelle zum Umbau der alten Brauerei Dessau in einen Ausstellungsraum. Die dreidimensionalen Bilder werden am Computer programmiert und mit zwei Projektoren auf die Powerwall projiziert. Wandpanelen, Boden und Deckenbeleuchtung sind in einem der Umbauentwürfe in Flaschenform gestaltet, der Betrachter bewegt sich scheinbar zwischen den Ausstellungswänden und kann das Gebäude wahlweise vom Erdboden oder aus der Vogelperspektive betrachten. "Um die Navigation zu vereinfachen, haben wir eine Kooperation mit dem Fachbereich Informatik gestartet", sagt Anja Müller, die gemeinsam mit Böttner das VR-Labor betreut. Die Idee: Einen Wii-Stick, der für Konsolenspiele genutzt wird, so zu programmieren, dass er als Steuerung in den Entwürfen dienen kann.

Neben den Bewegungen gibt es dabei weitere Herausforderungen für die am Projekt beteiligten Informatikstudenten. Denn die Entwürfe sollen auch Alternativen zeigen. Der Nutzer könnte dann, virtuell im Gebäude stehend, verschiedene Ausstattungsmerkmale ändern. "Dann, wenn der völlig unbedarfte Nutzer ganz intuitiv damit zurecht kommt, dann sind wir am Ziel", sagt Müller.