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Hintergrund Hintergrund: Glaubensvielfalt im Islam

27.09.2006, 11:54

Hamburg/dpa. - Aber auch innerhalb dieser beiden großen Gruppen existieren verschiedene Unterteilungen. Rund 90 Prozent gehören der sunnitischen Richtung der Religion an, etwa 9 Prozent zur schiitischen.

Ursprung der Spaltung («fitna») der Muslime war eine Auseinandersetzung um die Nachfolge des Propheten Mohammed nach dessen Tod im Jahre 632. Die Anhänger von Mohammeds Schwiegersohn Ali konnten sich nicht durchsetzen und spalteten sich nach zahlreichen Auseinandersetzungen im Jahre 661 von der Mehrheit ab. Der Begriff «Schiiten» leitet sich von «Schiat Ali» (die Partei Alis) ab.

Die fünf so genannten Grundpfeiler des Islam sind für Sunniten und Schiiten gleich: Das Glaubensbekenntnis, das Gebet, das Fasten im Monat Ramadan, die Almosen und die Pilgerfahrt nach Mekka («Hadsch»). Anders als die Sunniten, die nur die Pilgerfahrt nach Mekka anerkennen, besuchen die Schiiten auch die Grabstätten Alis und dessen Sohns Hussein in den irakischen Städten Nadschaf und Kerbela sowie andere Heiligtümer. Die Schiiten stellen im Iran, im Irak und in Bahrain die Bevölkerungsmehrheit. Eine größere Minderheit lebt in Kuwait.

Die beiden islamischen Richtungen unterscheiden sich wesentlich in der Rolle des Klerus. Während die Schiiten eine klare Hierarchie der Geistlichen kennen, an deren Spitze der Großajatollah steht, so kennen die Sunniten eine solche Rangordnung nicht.

Geschätzte 20 Prozent der Türken in Deutschland sind Aleviten. Religionswissenschaftlich können die Aleviten als eigenständige, unter anderem vom schiitischen Islam beeinflusste Religion gewertet werden. Sie lehnen die Befolgung der fünf Pflichten des Islam ab. Statt des Fastens im Ramadan begehen sie zehn oder zwölf Fasttage im Monat Muharram. Aleviten dürfen Alkohol trinken und Schweinefleisch essen, aber keine Hasen und Kaninchen. Sie brauchen keine Moscheen, denn ihre zentrale Glaubensüberzeugung ist: «Das Herz des Menschen ist ein Gotteshaus». Im Zentrum alevitischen Denkens und Handelns stehen Toleranz, auch anderen Religionen gegenüber, und Humanität. Sie befürworten den demokratischen säkularen Staat.