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Hintergrund Hintergrund: Dunkle Wolken über Zementwerk ziehen ab

Von Steffen Höhne 22.06.2007, 17:27

Karsdorf/MZ. - "Wir haben im vergangenen Jahr ein Plus von fünf bis sechs Prozent erreicht", sagte Frédéric Fleuret, Geschäftsführer von Lafarge Deutschland, zu dem das Werk mit 230 Mitarbeitern gehört. Nach jahrelanger Talfahrt und Preiskampf in der Branche ist dies bitter nötig. 2006 konnte Karsdorf nach verlustreichen Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben. Zu verdanken ist dies auch dem gestiegenen Zementpreis, der sich nach dem Tiefststand von 25 Euro auf wieder 55 Euro pro Tonne erholte.

Durch den weiteren Ausbau der Infrastruktur in Ostdeutschland, etwa durch den Bau der ICE-Strecke Halle-Erfurt, wird sich nach Einschätzung von Fleuret die Marktlage weiter verbessern. Im vergangenen Jahr wurden in Karsdorf laut Werkleiter Klaus Schenk 1,7 Millionen Tonnen Zement hergestellt, dies entspricht über 60 000 Lkw-Ladungen. Wegen der großen Mengen und hohen Transportkosten lohnt sich in der Branche der Verkauf nur in einem Umkreis von 150 Kilometern. Für Großprojekte wie den Bau der Start- und Landebahnen an den Flughäfen Leipzig / Halle und Dresden wurde Zement aus Karsdorf verwendet.

Das 1927 von den Brüdern Felix und Paul Kersten gegründete Werk profitiert zudem von seiner Generalüberholung Anfang der 90er Jahre. Karsdorf war das erste größere ausländische Engagement der französischen Lafarge Gruppe. "Mit der Übernahme 1992 wurden die Werke eins und zwei abgerissen und Werk drei zu einem der modernsten europäischen Zementwerke aufgerüstet", so Schenk. Auch dadurch habe sich der Ausstoß von Kohlendioxid pro Tonne um 40 Prozent verringert - wovon der Betrieb heute beim Emissionshandel profitiert.

Probleme bereiten der Zementbranche die steigenden Strompreise, die etwa 35 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Um wirtschaftlich zu arbeiten, werden in Karsdorf neben Braunkohlestaub zunehmend Ersatzbrennstoffe wie Altreifen oder Gewerbemüll zur Befeuerung der Öfen eingesetzt. Auch über eine eigene Energieversorgung wird nachgedacht.