Henkel-Werk Genthin Henkel-Werk Genthin: «Durchbruch» stößt auf große Skepsis
Genthin/MZ. - "Wir wollen gemeinsam den IndustriestandortGenthin sichern und entwickeln", sagte ergegenüber der MZ. Dafür sei eine Projektgruppegebildet worden, die Neuansiedlungen auf demHenkel-Werksgelände vorantreiben soll. Dieswerde sowohl das Land als auch der Konzernfinanziell unterstützen. So sollen neue Arbeitsplätzegeschaffen werden. "Die Chancen dafür stehengut", so Haseloff.
Zudem sei man sich einig, dass Henkel fürProdukte, die in der Genthiner Granulatanlageund dem sogenannten vierten Betrieb hergestelltwürden, auch unter einem neuen Eigentümereine Abnahmegarantie übernehmen werde. Dasbetrifft etwa 50 der 240 Beschäftigten. Anden Plänen von Henkel, das Werk in Genthinbis Ende 2009 zu schließen, hat sich aberauch gestern nichts geändert.
Genthins Bürgermeister Wolfgang Bernicke (parteilos)zeigte sich enttäuscht. Natürlich sei es positiv,wenn Politik und Konzern gemeinsam für Neuansiedlungenwerben. Doch dass das Unternehmen aus Genthinweggehe, sei für die Stadt "ein Totalverlust".Nicht nur, was die Arbeitsplätze angehe. Dassei eine Prestigefrage. "Wenn irgendeine Lieschen-Müller-GmbHdas Firmengelände besiedelt, ist das nichtzu vergleichen mit dem Henkel-Logo", betontBernicke.
Die Betroffenheit in der Stadt sei groß. Esgebe eine "große Welle der Solidarität". Beieinem Fackelzug durch Genthin und einer Kundgebungvor dem Stadtkulturhaus, dem historischenEingang des Henkel-Werkes, protestierten gesternAbend rund 2000 aktive und ehemalige Mitarbeitersowie Einwohner der Stadt gegen die Schließung.Auch Minister Haseloff war gekommen und informiertevor Ort über seine Gespräche mit dem Konzern.
Betriebsrats-Chef Fritz Franke setzt nun alleHoffnungen auf die Prüfung der Konzernangabenzu den Kosten des Standortes, die ausschlaggebendfür den Schließungsplan gewesen sind. "DerGutachter wird nächste Woche bestellt", soFranke. In der Zeit der Prüfung, die sichüber mehrere Wochen erstrecken wird, werdeder Betriebsrat keine Personalgespräche undSozialpläne zulassen. Zudem plane man mitder Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie(IG BCE) und der Stadt weitere Aktionen. EinStreik ist laut Franke nicht vorgesehen: "DieMitarbeiter sind gewillt, ihren Job weitergut zu machen." Man werde "konstruktiven Druck"aufbauen, sagt auch Dirk Lehnert von der IGBCE.