Haribo Haribo: Gummibärchen-Erfinder feiern Jubiläum

Bonn/AFP. - Würden Gummibärchen Familienforschung betreiben, die süße Ahnenspur würde sie zurückführen ins Jahr 1920: Damals richtete der gelernte Bonbonkocher Hans Riegel in einer Hinterhof-Waschküche bei Bonn die erste Produktionsstätte seiner neugegründeten Firma ein. Am 13. Dezember 1920 ließ er das Unternehmen ins Handelsregister eintragen - unter der Bezeichnung Haribo, was für «Hans-Riegel-Bonn» stand. Damit schlug vor 90 Jahren die Geburtsstunde eines Traditionsunternehmens, dem nicht zuletzt die Erfindung des Gummibärchens zur Weltgeltung verhalf.
Um Riegels Startkapital bei der Haribo-Gründung aufzulisten, hätte der Platz auf einem Bonbon-Papier ausgereicht: Der gebürtige Rheinländer verfügte über einen Sack Zucker, eine Marmorplatte, einen Hocker, einen gemauerten Herd, einen Kupferkessel und eine Walze. Mit diesen «Zutaten» legte Riegel den Grundstein für das Unternehmen, das heute mit 16 Produktionsstandorten in ganz Europa und über 6000 Mitarbeitern zu den weltweit erfolgreichsten Familienbetrieben der Süßwarenbranche zählt.
Beträchtlichen Anteil am Erfolg von Haribo hatte eine kleine Bärenfigur aus Fruchtgummi, die Riegel erstmals 1922 produzierte. Dieser Vorläufer der heutigen Haribo-Goldbären stellte einen Tanzbären dar - in Anlehnung an jene dressierten Bären, die noch bis ins 19. Jahrhundert hinein auf Jahrmärkten zur Unterhaltung der Besucher auftreten mussten. Die Fruchtgummi-Tanzbären waren größer als die heutigen Goldbären des Unternehmens und zugleich deutlich schlanker. Im Zweierpack kosteten die Tanzbären am Kiosk gerade mal einen Pfennig.
In den 1930er Jahren bekam der Tanzbär in der Haribo-Produktpalette einen kleineren und rundlicheren Verwandten: den Fruchtgummi-Teddybär, gleichsam die Naschversion des beliebten Stoff-Kuscheltiers. 1960 brachte das Bonner Familienunternehmen schließlich seine Goldbären auf den Markt, die heute als das Kultprodukt schlechthin in Sachen Fruchtgummi gelten. Generationen sind seit der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders mit den süßen Bären aufgewachsen.
Damals hatten längst die beiden Söhne des 1945 gestorbenen Hans Riegel das Zepter bei Haribo übernommen: Das Bruderpaar Hans und Paul Riegel machte den Süßwarenproduzenten in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem erneut florierenden Unternehmen, das schon 1950 rund 1000 Mitarbeiter zählte. Der 1923 geborene Hans Riegel lenkt Haribo noch heute, wobei zuletzt auch die Söhne seines 2009 gestorbenen Bruders Paul in leitende Funktionen aufstiegen. Paul Riegel war lange Jahre für die Produktion des Fruchtgummi-, Schaumzucker- und Lakritz-Naschwerks von Haribo zuständig gewesen. Als eine der spektakulärsten Erfindungen von Paul Riegel gilt übrigens die Wickelmaschine für die Lakritz-Schnecken des Familienunternehmens.
Bereits seit Mitte der 1930er Jahre setzt Haribo auf pfiffige Werbung: Damals erfanden die Bonner den einprägsamen Slogan «Haribo macht Kinder froh», der Mitte der 1960er Jahre um den Zusatz «und Erwachsene ebenso» ergänzt wurde. Heute verbinden viele den Werbeslogan mit TV-Entertainer Thomas Gottschalk, der seit fast 20 Jahren für die Süßigkeiten von Haribo wirbt.
Freilich ist der Name des Traditionsunternehmens mit keinem anderen Produkt so eng verbunden wie mit den Gummibärchen. Seit ihrer Erfindung vor 88 Jahren ist die Fangemeinde der bunten Bären ständig gewachsen - auch vielen Prominenten wurde eine Vorliebe für das Kult-Naschwerk nachgesagt, so dem Schriftsteller Erich Kästner, dem Physiker Albert Einstein und dem früheren CDU-Bundeskanzler Konrad Adenauer. Und der abgedankte Kaiser Wilhelm II. soll befunden haben, dass die Gummibärchen aus Bonn das Beste seien, was die Weimarer Republik hervorgebracht habe.