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Handwerkstradition Handwerkstradition: Sprosse für Sprosse aus Meisterhand

Von Angelika Schimmel 12.02.2004, 16:07
Die Leitermacher Matthias Triemer, Karl- Friedrich Triemer und Helmut Triemer (v.l.) tragen eine Sprossenleiter aus Holz am Mittwoch (11.02.04) hinter ihrer Werkstatt in Bad Klosterlausnitz (Saale-Holzlandkreis). Seit 1925 werden in seiner kleinen Handwerksfirma 25 verschiedene Modelle von Sprossenleitern und Treppenleitern aus Holz nach alter Tradition hergestellt. Darunter befinden sich auch Modelle fuer Maler und Fenterreiniger, die mit einem speziellen Sprossenabstand das lange Stehen darauf erleichtern. Ueber Haendler werden die Leitern in ganz Deutschland angeboten. (Foto: ddp)
Die Leitermacher Matthias Triemer, Karl- Friedrich Triemer und Helmut Triemer (v.l.) tragen eine Sprossenleiter aus Holz am Mittwoch (11.02.04) hinter ihrer Werkstatt in Bad Klosterlausnitz (Saale-Holzlandkreis). Seit 1925 werden in seiner kleinen Handwerksfirma 25 verschiedene Modelle von Sprossenleitern und Treppenleitern aus Holz nach alter Tradition hergestellt. Darunter befinden sich auch Modelle fuer Maler und Fenterreiniger, die mit einem speziellen Sprossenabstand das lange Stehen darauf erleichtern. Ueber Haendler werden die Leitern in ganz Deutschland angeboten. (Foto: ddp) ddp

Bad Klosterlausnitz/ddp. - Vater Fritz hatte sich 1925 in Bad Klosterlausnitz alsLeitermacher selbstständig gemacht und fertigte Sprossenleitern - dieklassischen mit den runden Sprossen, als Obstleiter, Bau- oderAnlegeleiter zu verwenden. Es war beileibe nicht die einzigeLeitermacherwerkstatt damals in Klosterlausnitz. «Holz gab es in denWäldern hier reichlich, und die Zimmerleute fingen an, im Winter ausHolz Gebrauchsgegenstände zu fertigen und zu verkaufen». Anfang des20. Jahrhunderts habe es in Klosterlausnitz 48 Zimmerleute und in derGegend an die 100 Leiterhändler gegeben. «In den 20er Jahren sindviele von ihnen ausgewandert, ins Ruhrgebiet oder an die Küste», sagtTriemer.

In den 50er Jahren zählte die regionale Einkaufs- undLiefergenossenschaft der Holzbetriebe hier noch an die 150Unternehmen. Die Leitermacher waren wichtige Zulieferer für dieDDR-Wirtschaft. In der Hauptsache seien der Kali-, Kupfer- undUranbergbau der DDR mit Steigeleitern und Baubetriebe mitGerüstleitern versorgt worden. «Stahl war doch kontingentiert»,erinnert sich Triemer. Auch Maler und Dachdecker leisteten ihrenBeitrag zum «sozialistischen Aufbau» auf Leitern aus dem Holzland.Die wurden zwischen 1963 und 1975 sogar ins «nichtsozialistischeAusland» exportiert, erzählt er schmunzelnd. «Doch dann wurde derExport verboten, weil wir den eigenen Bedarf nicht decken konnten».

Doch von den Kontakten in den Westen profitierte das TriemerscheUnternehmen nach der Wende. «Da waren mit einem Schlag 90 Prozentunseres Marktes zusammengebrochen», sagt Triemer. Der Bergbau wurdeeingestellt, Baugerüste gab es nun aus Metall und der Hobbygärtnerkaufte sich lieber eine glänzende Alu-Leiter. Doch das Unternehmenüberlebte, weil sein Chef und der inzwischen mit eingestiegene SohnKarl Friedrich vielseitig sind und nicht nur Sprossen- oderStufenleitern fertigten, sondern beide Arten. An die 25 verschiedeneLeitermodelle in -zig Größen entstehen heute in ihrer Werkstatt.Anlegeleitern bis 15 Meter sind die größten, zweistufigeTreppenleitern für die Hausfrau oder den Buchhändler sind diekleinsten Modelle. Kunden sind Obstbauern aus dem Norden Deutschlandsgenauso wie Malerbetriebe, sowie Einzel- und Großhändler überall imLand. Etwa 60 Prozent der Produktion gehe in die alten Bundesländer.Und das, «obwohl der Transport der sperrigen Erzeugnisse ein echtesProblem ist, seit die Bahn dafür kein Partner mehr ist», sagtTriemer.

Weil sich offenbar viele Kunden wieder auf die gute alteHolzleiter besinnen, läuft das Geschäft. Doch «Klappern» muss man.Deshalb sind die Leitermacher aus dem Holzland auf Stadtfesten,Märkten und Messen auch überregional vertreten. «Nach einer Messe wieder in Leipzig kommen Kunden aus Halle, Dessau und anderen Orten zuuns und kaufen». Deshalb nehmen Triemer und sein Leitermacher-KollegeSiegfried Keutsch zur Handwerksmesse in Leipzig auch Produkte andererHolzländer mit. Noch gibt es dort sieben Leitermacher. Doch mit demNachwuchs sieht es nicht rosig aus. Helmut Triemer kann auf seinenSohn, «der den Laden jetzt schon schmeißt» setzten und auf den Enkel,der im Herbst eine Lehre als Tischler beginnt.