1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Handwerk: Handwerk: Schwimmschuhe aus Mecklenburg gehen nun in Produktion

Handwerk Handwerk: Schwimmschuhe aus Mecklenburg gehen nun in Produktion

Von Grit Büttner 25.07.2005, 07:58
Mit seinen Schwimmschuhen läuft Frank-Uwe Groth aus Gneven über den Pinnower See bei Schwerin, aufgenommen am 19.07.2005. Der 43-jährige gelernte Bootsbauer hat jetzt ein erstes eigenes Patent angemeldet und die Produktion der ungewöhnlichen Wasserschuhe gestartet, mit denen Sportfans über das Wasser laufen können. (Foto: dpa)
Mit seinen Schwimmschuhen läuft Frank-Uwe Groth aus Gneven über den Pinnower See bei Schwerin, aufgenommen am 19.07.2005. Der 43-jährige gelernte Bootsbauer hat jetzt ein erstes eigenes Patent angemeldet und die Produktion der ungewöhnlichen Wasserschuhe gestartet, mit denen Sportfans über das Wasser laufen können. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Schwerin/dpa. - Der 43-jährige gelernte Bootsbauer hat jetzt in seiner heimischenWerkstatt die Produktion solch ungewöhnlicher Schwimmschuhe gestartetund ein erstes eigenes Patent angemeldet.

Die Geschichte der Idee ist lang. Bei Recherchen fand Groth allein900 Patente, die in den letzten Jahrhunderten weltweit auf allemöglichen und unmöglichen Wasserlauf- oder -fahrgeräte angemeldetworden seien. Einer der prominentesten Erfinder sei ohne Zweifel derUniversalgelehrte Leonardo da Vinci (1452-1519) gewesen, bestätigtWolf Karge, Geschäftsführer des Technischen LandesmuseumsMecklenburg-Vorpommern. Ein Modell von da Vincis Wasserlatschen istderzeit in einer Ausstellung des Schweriner Schleswig-Holstein-Hauseszu sehen, so Karge.

In Schwerin liegt auch der Ursprung von Groths «MecklenburgerSchwimmschuhen»: 1985 erhielt der Volkseigene Bootsbau-Betrieb«Wiking» den Auftrag, für einen Freiburger Sportartikelhändler eineamerikanische Idee umzusetzen und «Sea Walks» preiswert herzustellen.Entworfen wurden damals schnittige asymmetrische Schuhe mit nachinnen gezogenen Spitzen. Doch diese waren aus Plastik-Halbschalen undPolyurethan-Schaum geformt, damit schwer, unhandlich und instabil,erinnert sich Groth, früher Mitarbeiter bei «Wiking».

Dennoch liefen die Bootsbauer zum Test mit den komischen Dingernbald recht flott über den Schweriner See und riefen damit ungewolltauch die Grenzhüter auf den Plan: Mit den Spaßschuhen hätte eintrainierter Sportler locker die Elbe gen Westen überqueren können undwäre bei seiner Republikflucht nicht mal zu orten gewesen, erinnertsich der frühere Konstrukteur und VEB-Direktor Jürgen Schubert, heuteBootsbauer in Plate. Also durfte nicht eins der Paare auf denInlandsmarkt gelangen. Später nicht mehr verkaufte Teile musstenvernichtet werden, nur einige wenige blieben übrig. Diese tauchtennach der Wende in einer alten Scheune wieder auf und wurden zumVorbild der neuen Schwimmschuhe.

Groth lässt die 2,35 Meter langen Flitzer von einerKunststoff-Firma in Teterow in einem Stück aus Polyethylen hohlgießen. Damit reduzierte er das Gewicht um ein Drittel auf acht Kiloje Schuh. In seiner Werkstatt glättet er die wasserblauenRiesenlatschen und beklebt sie gelb und rot in MecklenburgsLandesfarben. Passend dazu gibt es die zum Patent angemeldetenSchubstöcke, die der Läufer wie beim Skifahren zum Fortbewegen aufdem Wasser benötigt. Nutzbar seien die Schuhe für jedermann,verletzen könne man sich nicht, sondern höchstens unfreiwillig badengehen, meint Groth.

Die ersten Sportler hätten bereits in Gneven zum Preis von 295Euro je Paar geordert. «Interesse zeigen auch Kanuverleiher,Jugendherbergen und sogar eine Suchtklinik, die Schwimmschuhe in derBewegungstherapie einsetzen will», freut sich der Unternehmer. FürSeptember ist auf dem Pinnower See die erste Schüler-Meisterschaft imWasserschuhlaufen angesetzt. Auch das Technische Landesmuseum sitztmit im Boot: Es will historische und moderne Schwimmschuhenebeneinander ausstellen, sagt Museumschef Karge: «Groth hat sich indie Puschen gemacht und eine vergessene Erfindung reaktiviert. SolchUnternehmergeist muss doch gewürdigt werden!»