Handwerk Handwerk: Renaissance der Holzfässer

Rödersheim-Gronau/dpa. - Manchmal lohnt sich eine Reparatur. Die beiden übermannsgroßen Fässerim Hof der Küferei, die Weisbrodt zusammen mit seinem BruderAlexander im pfälzischen Rödersheim-Gronau führt, sind allerdingsnicht mehr zu retten.
Ein paar Meter weiter, in den Werkstätten, wird eifrig an neuenFässern gearbeitet. Jetzt im Spätsommer ist die Nachfrage groß. «DieWinzer wollen Holzfässer ohne Ende, wir können nicht alle Aufträgeerledigen», sagt Weisbrodt. Das Küfer-Handwerk ist eng mit derWeinbranche verbunden: Bei einem mengenmäßig schlechten Jahrgangsieht es auch in den Auftragsbüchern der Fassbinder mau aus, stehteine gute Lese an, «brummt es». In diesem Herbst erwarten die Winzerbislang eine überdurchschnittliche Ernte.
Ausgangsmaterial für die Weisbrodtschen Fässer ist Eichenholz ausdem Pfälzer Wald. Dicke Stämme liegen im Hof bereit, um mit demspeziellen Spiegelschnitt für den Fassbau zurecht gesägt zu werden.Dieser Schnitt, bei dem die Jahresringe als annähernd paralleleStreifen erscheinen, ist aus Stabilitätsgründen wichtig, erklärt derKüfer.
Die Holzscheite werden - je nach Fassgröße - auf eine Länge vonrund einem Meter bis 2,80 Meter und 3,5 bis 8 Zentimeter Dickezurechtgeschnitten. Dann müssen die Dauben lange gelagert undgetrocknet werden. Für die Außenwand des Fasses wird das Holz untergroßem Druck mit Stahlbändern zusammengepresst, es hält ganz ohneKlebstoff oder Dübel dicht. Durch eine spezielle Sägetechnik, bei derdie Holzscheite in ihrer Mitte etwas dünner sind als am Rand,entsteht der typische Fassbauch.
In seine Form wird das Fass durch Flammen und Wasser gebracht: ImInneren wird ein Feuer entfacht, die Außenseiten gleichzeitig feuchtgehalten. Durch diese Behandlung kann das Holz schließlich mit vielhandwerklichem Geschick gebogen werden, ohne dass es bricht. Erstanschließend fügt der Böttcher, wie Holzküfer auch genannt werden,die weiteren Stahlreifen, den Fassboden und die Fasstür ein. ZumSchluss wird das Holz lackiert.
Nur noch drei reine Holzküfer gebe es in Rheinland-Pfalz, sagt derObermeister der Küferinnung Rheinhessen-Pfalz, Hans Hösch, ausHackenheim bei Bad Kreuznach. Auch bei ihm sehe es in denAuftragsbüchern «sehr, sehr gut aus». Nachdem in den 1960er und1970er-Jahren Kunststofffässer in Mode gekommen waren, hätten dieWeingüter inzwischen wieder die Vorteile der Holzfässer erkannt. «DerWeinbau wird ja immer wieder neu erfunden.»
Unabhängig von möglichen Gesundheitsgefährdungen durchKunststofffässer komme der Wein in diesen Behältnissen «nicht voran».Im Holzfass dagegen sorge unter anderem der Sauerstoff, der durch diePoren des Naturstoffes dringen kann, für eine gute Reifung, sagtHösch. «Da kommt eine ganz andere Qualität raus.»
Nach Zahlen des Verbandes des Deutschen Fass- und Weinküfer-Handwerks gibt es in Deutschland derzeit rund 100 Böttcherbetriebe.Die Auftragslage ist den Angaben zufolge gut, Probleme bereitetallerdings der Fachkräftemangel. Derzeit gebe es bundesweit nur fünfAuszubildende, teilte der Hauptgeschäftsführer Bernd Mühleck inHeilbronn mit. «Dabei werden qualifizierte Fachkräfte dringendbenötigt.» Allein die Renaissance des Barrique-Weinfasses tragehierzu ihren Teil bei. «Darüber hinaus werden neue Betätigungsfelderwie Holzbadewannen und Wellnessausstattungen stark nachgefragt.»