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Handel Handel: Florena, Kathi Kuchenmehl und Vita Cola

Von Maren Martell 03.03.2009, 07:26
Neu aufgelegte «Ostprodukte» liegen in einem Regal eines Kaufhauses im thüringischen Gera. Gut 20 Jahre nach der Wende sind die Angebote wieder angesagt. (FOTO: DPA)
Neu aufgelegte «Ostprodukte» liegen in einem Regal eines Kaufhauses im thüringischen Gera. Gut 20 Jahre nach der Wende sind die Angebote wieder angesagt. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Waren die alten DDR-Marken lange kaum in den Regalender Supermärkte zu finden, sprechen Handelsexperten jetzt sogar voneiner Renaissance. «Wer zu Ostprodukten greift, ist längst nicht mehr

der Ewiggestrige», sagt Hubertus Pellengahr vom EinzelhandelsverbandHDE. Es werde immer weniger zwischen Ost und West unterschieden.

Kathis Kuchenmehl, Wernesgrüner und Spreewaldgurken hätten zudemlängst nicht mehr das Ost-Image. «Die ideologische Ecke haben sieverlassen», sagt Pellengahr. Ohnehin sei oft nur der Name alt, Inhaltund Verpackung aber völlig neu. Anfang der 90er Jahre kämpften vieleOsthersteller noch darum, bei den großen Handelskonzernen gelistet zuwerden. Die wenigen Artikel, den der Einzug in die Westsupermärktegelang, wurden damals oft unattraktiv platziert. Mittlerweile wirddas Angebot aus ostdeutschen Landen immer mehr geschätzt, und dasnicht nur zwischen Rügen und Erzgebirge.

«In einer globalisierten Welt setzen die Unternehmen aufRegionalität, davon profitieren auch die Produkte aus Sachsen oderMecklenburg», sagt Pellengahr. «Die Sehnsucht nach einem Stück Heimatund den guten alten Werten wächst», beobachtet auch KonsumexperteWolfgang Twardawa vom Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK. DieserTrend werde sich in der Wirtschaftskrise sogar noch verstärken.

Mit einem Anteil von 30 Prozent führt Penny mittlerweile eines dergrößten Ostsortimente unter den Lebensmittelbilligheimern. Ziel desRewe-Discounters ist es, die Vielfalt der verschiedenen Regionen inDeutschland abzubilden. Ostdeutschland gelte dabei als Vorreiter fürdieses Konzept. Unter dem Motto «Östlich gleich köstlich» hatte Pennyschon im vergangenen Sommer begonnen, den Anteil von Ostwarenausbauen.

Alte Ost-Marken wie Radeberger Pils oder Spee-Waschmittel gingenschon kurz nach der Wende in den Besitz von großen Westkonzernen. Soübernahm Henkel die DDR-Monopolmarke Spee, Radeberger wurde von derFrankfurter Binding-Brauerei geschluckt. Mittlerweile ist das schonzu DDR-Zeiten beliebte Pils Flaggschiff der gleichnamigen Brauerei-Gruppe des Oetkerkonzerns. Auch die Florena Handcreme, die 2002 anBeiersdorf ging, konnte sich behaupten. Die «Nivea des Ostens» ausdem sächsischen Waldheim steht heute immer noch bei den ostdeutschenKunden hoch im Kurs. Vita Cola gehört seit 2005 zur hessischenHassia-Gruppe. Mit ihrem ungewöhnlichen Zitronengeschmack konnte sichdie Ostbrause gegen die starke US-Konkurrenz aus Atlanta durchsetzenund wird im Osten auch weiter gerne getrunken.

Eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte ganz anderer Art schrieb derzunächst für Westgeschmack als viel zu süß verschriene Rotkäppchen-Sekt. 1993 stieg der Spirituosenhersteller Harald Eckes alsPrivatmann bei der Kellerei aus Freyburg in Sachsen-Anhalt ein. 2001übernahm der ostdeutsche Sektproduzent die westdeutschenTraditionsmarken Mumm und MM und entwickelte sich zum gesamtdeutschenMarktführer. Allein 2008 wurden 186 Millionen Flaschen Sekt,Spirituosen und Wein abgesetzt. In Sachsen-Anhalt, Hessen, Baden-Württemberg und Thüringen beschäftigt Rotkäppchen-Mumm heute 500Mitarbeiter.

Auf Ostalgie setzen zahlreiche Angebote im Internet. Im «Ostmarkt»können in Anlehnung an die Westpakete zu DDR-Zeiten Ostpakete mitRussisch Brot, Schlagersüsstafeln und Brockensplitter geordertwerden. Im «Ossiladen» gibt es auch Original DDR-Federbälle,Soljanka-Würzer und den Früchtetee Kindertraum TKH. Die legendäreDederon-Kittelschürze, Salmiakpastillen und Huhn-Sonja-Eierbecherbekommt man beim Ostprodukte-Versand in Sachsen-Anhalt.

2003 gründete der gelernte Kaufmann Torsten Klipp aus Tangermündeden Internet- Verkauf. Mittlerweile werden dort rund 1200 Ostprodukteonline vertrieben. In der Kartei stehen gut 30 000 Stammkunden. «DerNachfrageboom ist ungebrochen», sagt Klipps Mitarbeiter ChristophBauditz. Renner seien auch Knusperflocken und TangermünderNährstangen - ein Schokoriegel mit Cremefüllung.