1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Grafik und Buchkunst: Grafik und Buchkunst: «Kaderschmiede» für Nachwuchskünstler

Grafik und Buchkunst Grafik und Buchkunst: «Kaderschmiede» für Nachwuchskünstler

Von Tobias D. Höhn 17.02.2004, 15:09
Der Maler Steven Black sitzt auf einer Couch in seinem Atelier in Leipzig, aufgenommen am 12.02.2004. Der Australier, der seit 7 Jahren in Deutschland lebt, ist Meisterschüler und zählt zu den "Sternchen am Kunsthimmel" der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Die Schule entwickelt sich zum Zentrum international erfolgreicher Nachwuchskünstler. Nicht nur die Maler Neo Rauch, Tim Eitel oder Til Baumgärtel lernten hier und wurden hier entdeckt. Experten sprechen bereits von der "Neuen Leipziger Schule, in Anlehnung an die legendäre Ära von Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke. (Foto: Peter Endig, dpa)
Der Maler Steven Black sitzt auf einer Couch in seinem Atelier in Leipzig, aufgenommen am 12.02.2004. Der Australier, der seit 7 Jahren in Deutschland lebt, ist Meisterschüler und zählt zu den "Sternchen am Kunsthimmel" der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Die Schule entwickelt sich zum Zentrum international erfolgreicher Nachwuchskünstler. Nicht nur die Maler Neo Rauch, Tim Eitel oder Til Baumgärtel lernten hier und wurden hier entdeckt. Experten sprechen bereits von der "Neuen Leipziger Schule, in Anlehnung an die legendäre Ära von Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke. (Foto: Peter Endig, dpa) dpa

Leipzig/dpa. - Die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) entwickelt sich zum Ausgangspunkt für international erfolgreiche Nachwuchskünstler. Nicht nur die Maler Neo Rauch, Tim Eitel oder Tilo Baumgärtel lernten hier und wurden hier entdeckt. Experten sprechen bereits von der «Neuen Leipziger Schule», in Anlehnung an die legendäre Ära mit hintergründig, ironischer Malerei von Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke.

«Die jetzt so erfolgreichen Studenten und Absolventen haben eines gemein: Sie malen nicht, was sie sehen, sondern was sie wissen. Sie blicken hinter die Wirklichkeit», urteilt Professor Arno Rink. Mit dem Credo an Qualität und Handwerk festzuhalten, hat sich die Hochschule den Ruf der «Kaderschmiede» eingefahren. Schließlich galt Leipzig schon zu DDR-Zeiten als eines der wichtigsten Zentren für Bildende Kunst des Staates. Der hohe Anspruch und die Mischung aus Handwerk, wissenschaftlicher und künstlerischer Bildung sind geblieben. Jedes Jahr schließen etwa 20 Studenten der Diplomstudiengänge Malerei, Fotografie, Buchkunst/Grafik-Design und Medienkunst ihr Studium ab.

Einer der jüngsten Entdeckungen ist Steven Black, ausgezeichnet mit dem Kunstpreis Ars Lipsiensis der Deutschen Bank und dem Rektoratspreis. Der 30-jährige Meisterschüler hatte sich bewusst für die Messestadt entschieden. «Der Anspruch ist höher als woanders, man ist ständig gefordert», sagt er. Die satte und dichte Malerei seiner Figuren im linearen Raum hat nach Meinung von Rink «ein hohes Zukunftspotenzial». «Es sind mehr Absolventen als früher, die von ihrer Kunst leben können», sagt Renk, der zur Wendezeit Rektor der Hochschule war.

In Zeiten, als die Arbeit mit dem Pinsel so gar nicht en vogue war, sorgte er dafür, dass die 1764 als «Mahlerey-, Zeichnungs- und Architektur-Akademie» gegründete Ausbildungsstätte ihre Tradition nicht opfert. Gleichzeitig erweiterte die kleine Hochschule vor zehn Jahren ihr Angebot um die Sparte Medienkunst.

Dass dies wesentlich mehr sein kann als die Arbeit mit elektronischen Medien, Animationen und Videoclips, beweist Ritchie Riediger mit einer fünf Meter hohen und zehn Tonnen schweren, fluoreszierenden magentafarbenen Plastik. Hinter dem kryptischen Namen «(OSZO 5)TM» verbirgt sich, umfangen von einem gläsernen Kubus, die ironische Antwort auf das Dresdner Denkmal «Goldener Reiter».

Aus einem Gipsmodell hat der gelernte Schlosser in einem Computertomographen Schnitte anfertigen lassen und anschließend 69 Folien so hintereinander gesetzt, dass für den Betrachter ein dreidimensionales Modell entsteht. Bereits mit vorangegangenen Abstraktionen erregte der 36-Jährige über Deutschland hinaus Aufsehen. «Kunst ist eine Form des Streits, der Diskussion und des Experiments. Manchmal kann es schief gehen, es darf und muss sogar», sagt der in Leipzig und Wien lebende Künstler.

Ob sich der, derzeit in Szenekreisen hoch gehandelte Nachwuchs, zu dem auch die Fotografin Ricarda Roggan oder Buchkünstler Markus Dreßen gehören, an der Spitze etablieren wird, lässt sich nach Einschätzung von Rink erst in einigen Jahren sagen.