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Getränke Getränke: Vita Cola ärgert die Amerikaner

Von Roland Böhm 27.09.2004, 06:17
In der Produktionsstätte der Thüringer Waldquell GmbH in Schmalkalden kontrolliert eine Mitarbeiterin die Abfüllung von Vita Cola, einem klassischen Ost-Produkt. (Archivbild vom 14.03.2003: dpa)
In der Produktionsstätte der Thüringer Waldquell GmbH in Schmalkalden kontrolliert eine Mitarbeiterin die Abfüllung von Vita Cola, einem klassischen Ost-Produkt. (Archivbild vom 14.03.2003: dpa) ZB

Schmalkalden/dpa. - Deutschland einig Cola-Land gibt es auch15 Jahre nach der Wende noch lange nicht. Im Gegenteil: Der Ostenbesinnt sich auf eigenen Geschmack - und ärgert damit ein bisschendie amerikanischen Riesen. Zehn Jahre nach ihrer Wiedergeburt ist dieeinstige DDR-Marke «Vita Cola» Marktführer in Thüringen undrespektabler Zweiter in allen anderen Ost-Ländern. Tendenz: steigend.

«Thüringen ist vermutlich die einzige Region in der Welt, in dereine heimische Cola-Marke vor den Amerikanern liegt», sagt AndreaLottmann, Sprecherin der Brau und Brunnen Mineralquellen GmbH inBerlin. Die Thüringer Waldquell GmbH, eine Tochter von Brau undBrunnen, füllt Vita Cola seit zehn Jahren wieder ab. Vergessen sinddie fünf Jahre Pause Anfang der neunziger Jahre, in denen keiner denDDR-Trank schlucken wollte. Inzwischen laufen die Flaschen auch inMecklenburg-Vorpommern (Glashäger), Sachsen (Margon) und Berlin-Brandenburg (Spreequell) vom Band.

Wohl vor allem dank seiner DDR-Vergangenheit hat das zuckrigeGetränk laut einer hausinternen Studie im Osten der Republik einenBekanntheitsgrad von 96 Prozent. Aber auch die Werbung auf derbreiten Brust von Ostdeutschlands einzigem Fußball-Erstligisten HansaRostock habe sicher einiges dazu beigetragen, hieß es.

Riese Coca-Cola hingegen äußert sich nur ungern zum Erfolg derkleinen Konkurrenz. «Wir nehmen jeden Mitbewerber ernst», sagtUnternehmenssprecher Gert Harzmann nur. Ohne Zweifel zähle Coca-Colaaber auch in Ostdeutschland zu den beliebtesten Produkten. Dafür,dass man 1990 «bei Null» habe anfangen müssen, liefe es gut. Zahlenzum Cola-Absatz in den Neuen Ländern hat er nicht parat. Nur so viel:Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch aller Coca-Cola-Produkte (von Cola überFanta bis zum Tafelwasser) von 25 Litern liegen Thüringen, Sachsenund Sachsen-Anhalt weit unter dem Bundesschnitt von 46 Litern. AuchBrandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern dackeln mit nur 35 bis40 Litern hinterher. «Bayern hat aber ähnliche Werte», betontHarzmann.

Vita Cola wurde im Oktober 1954 beim DDR-Patentamt angemeldet.Allerdings vergingen noch vier Jahre, bis die Chemischen WerkeMiltitz bei Leipzig eine Produktionsgenehmigung für den Grundstoffbeantragten. Zunächst sollte das Getränk als «Brauselimonade mitFrucht- und Kräutergeschmack» verkauft werden - das zuständigeLebensmittellabor empfahl jedoch die Bezeichnung «Erfrischungsgetränk- coffeinhaltig - mit 50 mg Vitamin C». DDR-weit füllten 200 Betriebedie Limonade mit dem Zitrusaroma ab.

Mit der Mauer verschwand auch Vita Cola. Die zunächstübermächtigen Amerikaner Coca und Pepsi verdrängten das Ost-Produktrasch aus den Regalen. Doch 1994 ging es wieder los. Im Original-Outfit schwamm Vita-Cola auf der allgemeinen Ost-Retro-Welle.Thüringer Waldquell füllte sie zunächst nur in Schmalkalden ab.Schnell wurde sie nicht nur in Thüringen, sondern auch in Sachsen undSachsen-Anhalt und seit 1996 im ganzen Osten angeboten.

Im Westen muss Coca-Cola die rege Ost-Konkurrenz vorerst nochnicht fürchten. Der Schritt über die einstige innerdeutsche Grenzesei nie geplant gewesen: «Das ist in unserer Strategie nichtvorgesehen», versicherte Brau-und-Brunnen-Sprecherin Lottmann.