1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Getränke: Getränke: Privatbrauer setzen auf starke Marken

Getränke Getränke: Privatbrauer setzen auf starke Marken

Von Volker Danisch 28.01.2005, 08:01

Essen/dpa. - Verkäufe von Familienbetrieben haben den zersplitteten deutschenBiermarkt in den vergangenen vier Jahren kräftig durchgeschüttelt.Mit 1300 Brauereien und 5000 Marken ist die Biervielfalt so groß wiesonst nirgends in der Bierwelt. Oben in der Absatzstatistik stehenmit Dr. Oetker (Radeberger, Jever), dem belgischen WeltmarktführerInBev (Becks, Hasseröder, Diebels) und dem Niederländer Heineckeninzwischen gleich drei große Konzerne. Die Familienunternehmen, diesich selbst stolz Privatbrauer nennen, stellen hingegen nach wie vordie stärksten Biermarken hier zu Lande her: Am häufigsten wurden inDeutschland 2004 Oettinger, Krombacher und Bitburger getrunken.

Die 1867 gegründete Privatbrauerei Jacob Stauder spielt mit demgeschätzten Jahresausstoß von 230 000 Hektolitern mengenmäßig zwarnicht in der ersten Liga. Sie sieht aber ihr Pils, das den Beinamen«Kleine Persönlichkeit» trägt, immerhin als kleinste nationale Marke.«Das war ein verdammt schwerer Weg», beschreibt Claus Stauder (66)die Entwicklung des Betriebes. Um im harten Wettbewerb zu überleben,habe die Brauerei ihr Pils bereits vor Jahrzehnten aus der Ecke desKonsumbieres herausgeholt und bei den Premiummarken ganz obenpositioniert. «Wenn wir mit den gleichen Waffen gekämpft hätten wiedie Großen, gäbe es uns nicht mehr.» Auf Preiskämpfe lasse sichStauder nicht ein. Statt mit viel Geld im Fernsehen zu werben, setztdie Privatbrauerei auf Gemeinschaftsanzeigen mit Hotels undRestaurants.

Zum Erfolgsrezept der Essener Privatbrauerei gehört Kontinuität.Während sich bei anderen großen Bierherstellern ein Personalkarusselldreht, liegt die Geschäftsführung bei Stauders auf Jahrzehnte in denselben Händen. Seit dem Jahresbeginn 2005 führen nun Thomas und AxelStauder das Unternehmen. Die 37-jährigen Cousins repräsentieren diesechste Managergeneration im Familienbetrieb. «Auf Rückenwind durchden Biermarkt brauchen wir nicht zu hoffen», sagt Thomas Stauder. Alserste große Aufgabe steht die Einführung eines neuen Bierkastens an,die möglichst noch im Frühjahr erfolgen soll und 700 000 Euro kostenwerde. Damit wolle man das Hauptprodukt noch besser in Szene setzen.

Die Veränderungen auf dem Biermarkt gehen aber nicht spurlos anStauder vorbei. Vor drei Jahrzehnten vereinbarten die Essener mit derdamaligen Privatbrauerei Diebels in Issum eine Vertriebskooperation.Diebels gehört inzwischen zum Weltmarktführer InBev und mischt abMitte Februar nach langer Abstinenz selbst wieder im Pilsmarkt mit.Die Stauders wollen genau beobachten, ob sich das negativ auf dieeigenen Absätze auswirkt. Die Frage der Vertriebskooperationen in derGastronomie werde möglicherweise eine der wichtigen Weichenstellungender nächsten 1 bis 2 Jahre, meint der Seniorchef Claus Stauder. Denndie Hälfte des Bierausstoßes der Brauerei fließt in das Gastgewerbe,darunter zahlreiche gute Häuser im In- und Ausland.

Bier-Konsum in Deutschland (Grafik: dpa)
Bier-Konsum in Deutschland (Grafik: dpa)
dpa
Die größten Bierkonzerne nach Ausstoß (Grafik: dpa)
Die größten Bierkonzerne nach Ausstoß (Grafik: dpa)
dpa