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Gedenken auch an den Täter? - Das Beispiel Erfurt

21.03.2009, 08:09

Winnenden/Erfurt/dpa. - Zehntausende Menschen gedenken an diesem Samstag in Winnenden der Opfer des Amoklaufs. Bischof Gebhard Fürst hat am Freitag allerdings angekündigt, dass er bei der Trauerfeier auch für Tim K. und seine Familie beten werde.

Dieselbe Frage stellte sich am 3. Mai 2002 in Erfurt bei der Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs am Gutenberg-Gymnasium Erfurt. Damals stand auf den Stufen des Doms - abgesetzt von den 16 Kerzen für die Opfer - eine 17. Kerze für den Täter Robert Steinhäuser. Der evangelische Landesbischof Christoph Kähler schloss die Familie damals in die Fürbitten mit ein: «Wir bitten für die Familie des Täters, seine Mutter und seinen Vater, seinen Bruder und für seine Verwandten. Dass ihnen Menschen beistehen und helfen, das Geschehene zu verstehen und zu tragen.»

Der damalige Bundespräsident Johannes Rau wandte sich bei seiner Ansprache an die Eltern und sagte: «Meine Gedanken gehen auch zur Familie des Täters. Niemand kann ihren Schmerz, ihre Trauer und wohl auch ihre Scham ermessen. Ich möchte ihnen sagen: Was immer ein Mensch getan hat, er bleibt ein Mensch.»