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Gebäck Gebäck: Es schmeckt nach Fest

Von T. MAGENHEIM-HÖRMANN 22.12.2010, 20:12

NÜRNBERG/MZ. - Schnee und Kälte regen den Appetit an, zumindest auf bestimmte Weise, findet Torben Erbrath. "Es ist Lebkuchen-Wetter", freut sich der Sprecher des Bundesverbands der Süßwarenindustrie. Allgemein sei 2010 für die Branche, die Stagnation schon als Erfolg feiern würde, kein so tolles Jahr, aber Lebkuchen seien eine Ausnahme. Hier greife der Verbraucher verstärkt zu. Das können die herstellenden Lebküchner auch gebrauchen. Im Vorjahr gingen die Branchenumsätze noch um über ein Prozent auf 366 Millionen Euro zurück. Mit dieser Rate bröckelt das Geschäft im Schnitt seit Jahren. "Der Markt ist gesättigt", räumt Erhard Frank ein. Er ist Vertriebschef der Nürnberger Traditionsfirma Lebkuchen Schmidt.

Die Franken sehen sich als weltgrößten Versender von den als regionale Marke geschützten Nürnberger und Elisen-Lebkuchen sowie als führenden deutschen Lebkuchen-Filialisten. Denn in der Lebkuchen-Saison zwischen Oktober und Mitte Januar mieten sie bundesweit dann geschlossene Eisdielen und verkaufen dort ihre süße Ware. Im Inland sei die Branche an die Grenzen des Wachstums gestoßen, stellt Frank klar. Dazu ist dann vor ein paar Jahren noch die Diskussion um Acrylamid gekommen. Der Stoff entsteht beim Backen, wirkt im Tierversuch krebserregend und schädigt Erbgut sowie Nerven.

Das habe den Lebkuchen-Appetit zeitweise deutlich gezügelt, sagt Erbrath. Mittlerweile seien die Backverfahren aber umgestellt und Lebkuchen gesundheitlich unbedenklich. Die Stiftung Warentest bestätigt das. Von 21 aktuell getesteten Lebkuchen sei nur einer mit Blick auf Acrylamid auffällig gewesen und auch der habe keinen alarmierenden Signalwert erreicht. Hemmungslos zugreifen sollte man bei der Saisonware trotzdem nicht. Ein Elisen-Lebkuchen als gehaltvollste Variante kommt immerhin auf 220 Kilokalorien. Das ist so viel wie ein halbes Kilogramm Äpfel, rechnet eine Warentesterin vor. Das sollten Verbraucher wissen, die hier zu Lande im Schnitt gut 1,1 Kilogramm Lebkuchen jährlich vertilgen.

Marktführer ist die Aachener Lambertz-Gruppe, auch bekannt als Hersteller von Printen, der rheinländischen Lebkuchen-Variante, wie es ein Sprecher beschreibt. Zum Konzern zählen die süddeutschen Lebkuchen-Firmen Haeberlein-Metzger, Weiss und Wolff, was Lambertz auch bei Oblaten-Lebkuchen zur Nummer eins macht. "Wir sind Weltmarktführer", sagt ein Sprecher selbstbewusst. Im Wesentlichen werde aber nur in Deutschland verkauft und auch hier zerfalle der Markt in zwei Hälften. Lambertz spricht von einem Printen- und einem Oblaten-Deutschland. In den neuen Ländern haben zudem die Pfefferkuchen aus dem sächsischen Pulsnitz ihren Platz behauptet.

"Lebkuchen sind ein deutsches Phänomen", bestätigt Frank. Hauptland für Exporte seien klar die USA. Dort lebende Deutsche würden auf diese Weise von Freunden oder Verwandten hier zu Lande beschenkt. Zudem blieben früher in Deutschland stationierte US-Soldaten dem süßen Vergnügen per Bestellung aus den USA oft lange treu.

Die teuersten müssen allerdings nicht unbedingt die besten Lebkuchen sein, legt eine Untersuchung der Stiftung Warentest nahe. Aktuelle Testsieger verschiedener Lebkuchen-Kategorien wurden jedenfalls Discounter und der niedersächsische Keks-Konzern Bahlsen. Fränkische Marken-Lebkuchen landeten teils auf den hinteren Plätzen. Die eigene Ware sei nicht wegen des Geschmacks sondern wegen Mängeln in Verpackung und Inhaltsdeklaration abgewertet worden, betonen betroffene Hersteller wie Haeberlein-Metzger oder Wicklein. Außerdem kämen auch die Testsieger aus den Öfen Nürnberger Traditionsfirmen, verrät ein Insider. Sie würden nur unter anderem Markennamen und billiger im normalen Lebensmittelhandel vertrieben.