Flugzeugbau Flugzeugbau: Airbus enthüllt das größte Passagierflugzeug der Welt

Toulouse/dpa. - Europa hat «nach denSternen gegriffen» und «wesentliche Teile in der Hand behalten»,sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder als Vertreter eines der vierAirbus-Staaten, die das Projekt mit 3,2 Milliarden Euro Kreditgefördert haben. Dies sei «in der Tradition des guten alten Europa»geschehen mit sozialer Teilhabe und der Bereitschaft zumMiteinander.
Schröder rief die EU-Kommission auf, in den Verhandlungen mit denUSA über Subventionen für den Flugzeugbau «fair und selbstbewusst»die europäische Flagge hochzuhalten. Der Airbus-Mutterkonzern EADSmüsse die Kooperation mit Russland mit mehr Energie vorantreiben undneue Partnerschaften suchen. «Das Boot ist nicht voll.»
Der französische Staatschef Jacques Chirac appellierte an dieEuropäer, den Erfolg von Airbus nun in neuen Feldern der Industrieund Wissenschaft zu suchen. Namentlich nannte er den AtomreaktorITER, das Europäische Labor für Molekularbiologie in Heidelberg, dieSatellitennavigation Galileo, die Medizintechnik und den künftigenAirbus A350. Frankreich gründe eine Agentur für Innovation in derIndustrie und er hoffe, dass Europa sich diesem Schritt anschließe.An der Zeremonie nahmen auch die Regierungschefs von Großbritannienund Spanien, Tony Blair und José Luis Rodríguez Zapatero, teil
Die «Offenbarung» (Reveal) genannte Vorstellung fand in der 490Meter langen Halle statt, die für die A380-Endmontage auf der neuenFlugwerft AéroConstellation bei Toulouse gebaut worden war.Mittelfristig soll jede Woche eine Maschine die Halle verlassen.Toulouse hatte den Wettbewerb um die Endmontage gegen Hamburggewonnen, wo Rumpfteile gefertigt und die Maschinen mit Farbe undSitzen versehen werden. Im Sommer soll in Hamburg zudem eine A380-Charterversion mit 853 Sitzen darauf getestet werden, ob sich alleInsassen im Notfall wie geplant in eineinhalb Minuten evakuierenlassen.
Insgesamt sind fünf Passagierversionen geplant, darunter eineverkürzte Variante mit 481 Sitzen und eine Stretch-Version für 656Passagiere sowie die größere Charterklasse mit bis zu 853 Sitzen.Die Grundversion hat 555 Plätze. Dazu kommt ein Frachter A380F für150 Tonnen Nutzlast auf drei Etagen. Die internationaleLuftfahrtbehörde ICAO hat bereits erklärt, dass der A380 auf allenPisten landen kann, die für Boeings 747 zugelassen sind.
Der A380-Charter kann gut doppelt so viel Fluggästetransportieren wie Boeings größter Jumbo. Vertreter der Erstkundenlobten auf der Feier, dass er neue Maßstäbe im Umweltschutz setze.Der A380 fliegt deutlich leiser als die Boeing 747 und verbrauchtnur drei Liter Treibstoff je Passagier auf 100 Kilometer. Airbusbietet den A380 für rund 281 Millionen Dollar an. Das ersteLinienflugzeug soll 2006 bei Singapore Airlines in Dienst gehen. DieLufthansa und Air France wollen 2007 folgen. Zwei Jahre später sollder erste A380F starten. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber machte inToulouse erstmals deutlich, dass die Lufthansa Interesse an mehr alsden bisher bestellten 15 A380 habe.
Mit seiner Monopolstellung im Markt soll der A380 den Europäerndie Führung in der zivilen Luftfahrt sichern wie einst der Jumbo 747für Boeing. Ob das gelingt, wird wesentlich von der Marktentwicklungabhängen. Mit 149 Bestellungen hat Airbus sein für Mitte 2005angestrebtes Zwischenziel von 150 Verkäufen bereits fast erreicht.In Kürze wird ein Auftrag über fünf Maschinen aus China erwartet.Dazu hat Airbus dem Vernehmen nach bereits rund 90 Optionen in derTasche. Airbus will bereits in drei Jahren die Gewinnschwelle mitdem Verkauf von 250 Maschinen erreichen.
Der Airbus-Konzern hat rund 50 000 Mitarbeiter. Er gehört zu 80Prozent dem deutsch-französisch-spanischen Flugtechnikkonzern EADS,an dem DaimlerChrysler zu gut 30 Prozent beteiligt ist, und zu 20Prozent der britischen BAE Systems.