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Flughafen Leipzig/Halle Flughafen Leipzig/Halle: Ein Mann lenkt die Riesen-Baustelle

Von Gunther Immenhoff 30.08.2005, 18:10

Halle/Leipzig/MZ. - Schaut man von der Besucherterrasse auf dem alten Tower über den Flughafen Leipzig / Halle, so blickt man auf eine Mondlandschaft. Wenn am Mittwoch der offizielle Startschuss zum Neubau der südlichen Start- und Landebahn fällt, ist das Flughafengelände längst eine gigantische Baustelle. Der Flughafen hat mit vorbereitenden Arbeiten schon vor Monaten begonnen, den Boden für die Ansiedlung des europäischen Frachtdrehkreuzes des Post-Tochter DHL zu bereiten.

Der feierlichen Akt, zu dem am Mittwoch 300 Gäste geladen sind, bedeutet für Klaus-Jürgen Krahl eher eine Unterbrechung der Bauarbeiten. Als Projektleiter koordiniert er die Bauvorbereitung ebenso wie den nun anstehenden Neubau der südlichen Start- und Landebahn. Aus der Ruhe bringen lässt er sich dabei nicht. Der 57-Jährige hat Erfahrung: Er war es, der bereits 1994 bis 1996 den Neubau der Außenanlagen und des Terminal B lenkte. Anschließend führte er Regie beim Bau der neuen Nordbahn und anschließend, von 2000 bis 2003, bei der Sanierung des Vorfeldes und der Errichtung des neuen Zentralgebäudes mit Flughafenbahnhof. Rechnet man zusammen, welche Summe Krahl am Flughafen verbaut hat, so kommt man einschließlich des neuen Projektes auf weit über eine Milliarde Euro.

Die Aufgabe, die jetzt vor ihm steht, ist vielleicht die schwierigste seiner Ingenieurlaufbahn. Die neue Südbahn wird 3 600 Meter lang und mit 60 Metern zuzüglich Randstreifen auch breit genug für den Riesen-Airbus A380. Sie wird parallel zur Nordbahn liegen und wird bei laufendem Betrieb errichtet. "Das bedeutet, dass die Flugzeuge zunächst mitten durch die Baustelle jederzeit zum Abfertigungsgebäude gelangen müssen", erläutert Krahl. Schon jetzt nutzen Baufahrzeuge, die bereits riesige Erdmassen zum Geländeausgleich über das Airport-Areal fahren, zum Teil die Rollwege der Flugzeuge. "Das erfordert immense Sicherheitsmaßnahmen. Und wir müssen ständig die Bahnen kehren", betont der Projektleiter. Der Bayer kam vor gut elf Jahren eher durch einen Zufall nach Mitteldeutschland. "Ich hatte in München Krach mit meinem damaligen Chef, als ein Bekannter mich auf Leipzig / Halle aufmerksam machte." Krahl nennt dies heute einen "persönlichen Glücksfall" - nicht nur, weil er in Leipzig auch seine Lebensgefährtin kennen lernte. "Nicht ich habe diesen Job, sondern der Job hat mich gefunden", sinniert er.

Krahls Zeitplan ist eng gestrickt: Wurde die Nordbahn seinerzeit innerhalb von fünf Jahren geplant und gebaut, so sind es bei der neuen Südbahn gerade mal vier Jahre, damit das DHL-Kreuz wie geplant Anfang 2008 an den Start gehen kann. Nacht für Nacht sollen dann etwa 50 Flugzeuge innerhalb einer Stunde ihre Fracht untereinander austauschen. "Das wäre", betont Krahl, "mit nur einer Start- und Landebahn nicht möglich."

Bevor die alte Südbahn abgerissen werden kann, muss daneben, in Höhe des Dörfchens Kursdorf, ein neuer Rollweg gebaut werden, der für die Flugzeuge die Verbindung zwischen der Landebahn Nord und dem Abfertigungsgebäude südlich der Autobahn A 14 herstellt, wenn die alte Landebahn abgerissen wird. Auch im Westen des Flughafengeländes werden bereits Rollwege gebaut, über die die künftigen Flächen von DHL erreichbar sein werden. Mehr als elf Kilometer solcher Rollwege, jeweils 30 Meter breit und mit einer 40-Zentimeter-Betondecke versehen, gehören zum Projekt. Der erste Beton - insgesamt werden 600 000 Kubikmeter verbaut - soll im September gegossen werden. Insgesamt werden 1,4 Millionen Quadratmeter Flugbetriebsflächen gebaut, allein der "Flugzeugparkplatz" für DHL, zwischen Schkeuditz und dem jetzigen Flughafengelände, wird 53 000 Quadratmeter groß. Das entspricht fast zehn Fußballfeldern. Hier soll ab Oktober gebaggert werden.

Derzeit rollen zwischen den Baustellen Erdtransporte: Um Höhenunterschiede auszugleichen, werden rund 300 000 Kubikmeter Material zum Ende der früheren Südbahn gebracht. "Bis zum Jahresende" so sagt Krahl, "müssen wir insgesamt rund eine Million Kubikmeter Material bewegen".

"Der Abriss der alten südlichen Landebahn beginnt im Januar 2006 und wird dank modernster Technik nur etwa vier Wochen dauern" erklärt der Bauexperte. Der alte Beton werde geschreddert und als Tragschicht komplett wiederverwertet. Bislang sind etwa für 100 Millionen Euro Bauleistungen ausgeschrieben. Etwa 80 Unternehmen werden an dem Projekt beteiligt sein. "Dabei kommen auch Firmen der Region zum Zuge", betont der Projektleiter. So habe eine Magdeburger Firma einen Großauftrag im Erdbau erhalten und dafür 60 Mitarbeiter neu eingestellt. Derzeit sind insgesamt rund 500 Bauleute auf dem Airport im Einsatz. "In Spitzenzeiten werden es bis zu 2 000 sein", rechnet Krahl.

Wenn Ende 2007 die neue Bahn in den Probebetrieb geht, will Krahl etwas kürzer treten und als Gutachter arbeiten. "Ganz klar: Ich bleibe in dieser spannenden Region und stehe weiter für den Flughafen zur Verfügung", erklärt er.