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Flughafen Altenburg Flughafen Altenburg: Verhandlungen mit Ryanair scheinen gescheitert

Von Andreas Hummel 21.12.2010, 10:18
Der «Follow me»-Trabi des Regionalflughafens Altenburg-Nobitz fährt an einer gelandeten Boeing 737 der irischen Billigfluglinie Ryanair vorbei. (FOTO: DPA/ARCHIV)
Der «Follow me»-Trabi des Regionalflughafens Altenburg-Nobitz fährt an einer gelandeten Boeing 737 der irischen Billigfluglinie Ryanair vorbei. (FOTO: DPA/ARCHIV) dpa

Altenburg/dpa. - Dem Leipzig-Altenburg Airport droht ein weitererherber Rückschlag: Der Linienverkehr steht ab dem Sommerflugplan 2011auf der Kippe. Zwar liege dem Billigflieger Ryanair ein Angebot vor,doch seien die Verhandlungen wegen der fehlenden Unterstützung derThüringer Landesregierung sehr schwierig, erklärte GeschäftsführerJürgen Grahmann am Dienstag. Daher wurde ein Krisenszenario für daskommende Geschäftsjahr mit der Option geplant, den Linienbetriebeinzustellen - übergangsweise, wie es hieß. Dann blieben demFlugplatz, der im Linienverkehr ausschließlich von Ryanair angeflogenwird, nur die Geschäfts- und Privatflieger.

Als Hauptverantwortlichen für die Malaise machte Flugplatz-Aufsichtsratschef Sieghardt Rydzewski die Landesregierungverantwortlich. «Ein Flugplatz mit internationalem Linienverkehr istganz klar Ländersache», sagte der parteilose Landrat im Gespräch mitder Nachrichtenagentur dpa. Thüringen sei das einzige Bundesland, dasein solches Billigflieger-Konzept bekämpfe und damit verhindere, dasGeld und Arbeitsplätze in die Region kommen. «Ich weiß nicht, wielange sich das Ryanair noch anschaut.»

Die Vorwürfe wies Regierungssprecher Peter Zimmermann als«Klamauk» zurück. Es wäre ratsam, wenn Rydzewski die Feiertage zurBesinnung nutzen würde, wie man Diskussionen führe, sagte er. Seine«verbalen Ausfälle» seien bedauerlich. Das Land habe klargemacht,dass es ein nicht belastbares Konzept nicht finanzieren könne.

Bisher sollte wenigstens die London-Linie im Sommerflugplanerhalten bleiben. «Eine Entscheidung wird in den nächsten Tagenfallen», sagte Rydzewski. Für dieses Jahr rechnet er mit insgesamtrund 115 000 Passagieren am Ostthüringer Landeplatz. Im vergangenenSommerhalbjahr war Ryanair in Ostthüringen nicht nur nach London,sondern auch zu den spanischen Zielen Girona und Alicante abgehoben.

Ohne die Linienflüge wären es künftig wohl nur noch gut 10 000Starts und Landungen kleinerer Maschinen. Rydzewski: «Dann hätten wireinen topausgestatteten Flugplatz und hoch qualifiziertesBodenpersonal, aber keine Linienflüge mehr.» Auch die vom Land inAussicht gestellten 250 000 Euro für die Flugsicherung seien anregelmäßigen Verkehr mit Großflugzeugen gebunden. Erst im Frühjahrwar zudem wegen der gestiegenen Passagierzahl ein zweites Terminal inBetrieb genommen worden, zu dem das Land noch 700 000 Eurobeigesteuert hatte.

Trotz der Querelen war der Flugplatz nach Worten Rydzewskis indiesem Jahr noch einigermaßen im Soll. «Die richtige Krise kommt erstim kommenden Jahr, weil uns das Land Thüringen im Stich lässt.» Dochauch der Streit zwischen den Gesellschaftern bereitet Probleme.Nachdem die Stadtwerke Altenburg ihren 19-Prozent-Anteil wegen deshohen Zuschussbedarfs gekündigt hatten und der Flugplatz-Aufsichtsratdies nicht akzeptierte, will die Stadt Altenburg nun den Anteilübernehmen. Dafür wird aber mehr Mitspracherecht bei der Entwicklungdes Landeplatzes gefordert und eine Änderung desGesellschaftervertrages angestrebt.

«Da wird nichts geändert», erteilte Rydzewski dem Ansinnen eineAbsage. Ein Minderheitsgesellschafter könne nicht genauso vielEinfluss haben wie ein Hauptgesellschafter, der auch die Hauptlasttrage. Vielmehr vermute er, dass die Stadtverwaltung eine«Verhinderungsstrategie» fahren wolle. Der Landkreis hält 60 Prozentder Anteile. Den Zuschussbedarf seitens der Gesellschafter bezifferteder Landrat für 2011 bei einer Fluglinie auf 900 000 Euro. «Das istmachbar.»

Trotz der gravierenden Probleme gab er sich zuversichtlich, dassdie Krise überwunden werden kann. Anlass seien auch positive Signalebei der Investorensuche. Der Landkreis will sich von einigen Anteilentrennen. «Es gibt mit einem potenziellen Investor sehr konkreteGespräche», erklärte Rydzewski. Dies sei nicht an den Linienverkehrgebunden, sondern nur an die Voraussetzung, dass der Flugplatzfunktionstüchtig sei. Er rechne damit, dass der Verkauf von Anteilenim Februar beschlussreif sein werde. Nähere Angaben zu dem Investorwollte er nicht machen, stellte aber klar: «Der Landkreis AltenburgerLand wird in jeden Fall Mitgesellschafter bleiben.»

Blick auf das Terminalgebäude des Regionalflughafens Leipzig-Altenburg. (FOTO: DPA/ARCHIV)
Blick auf das Terminalgebäude des Regionalflughafens Leipzig-Altenburg. (FOTO: DPA/ARCHIV)
dpa-Zentralbild