Firmen der Region: Stahlmöbel Dessau Firmen der Region: Stahlmöbel Dessau: Freischwinger aus der Bauhausstadt
Dessau/MZ. - Möbel für den individuellen Bedarf herzustellen, hochwertige und langlebige Kombinationen aus Edelstahl, Holz, Leder oder Textilien mit einem außergewöhnlichen Design noch dazu. Das fasziniert Karl Krökel, da kommt er ins Schwärmen.
Vor zehn Jahren fasste der Mann, der jahrelang im VEB Campingmöbel Dessau als Geschäftsführer für die Massenproduktion billiger und hoch subventionierter Export-Campingmöbel mit zuständig war, den Entschluss die eigene Firma zu gründen. Klar, sagte der 52-Jährige heute, habe auch der Niedergang seines alten Unternehmens für die nötige Motivation gesorgt. So entstand die Stahlmöbel Dessau GmbH. Krökel wurde Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter dazu. Sechs Mitarbeiter sind draußen im Ortsteil Kochstedt vor den Toren der Stadt beschäftigt. Da, wo einst das Kartoffelschälwerk der LPG Hinsdorf seinen Platz hatte, siedelte er sich an, ohne Kredite und mit einer Menge Enthusiasmus. Heute ist das für ihn längst nicht mehr der günstigste Standort, doch ´91 fehlte es auch in Dessau an Gewerbeflächen.
Eines wird indes im Gespräch mit dem studierten Finanzwirt und Maschinenbauer schnell klar: Das Aussehen seines Firmensitzes kommt für ihn erst an zweiter Stelle. Die Stühle sind es, 3000 werden inzwischen jährlich weltweit abgesetzt, die im Vordergrund stehen. Und so sagt er gar nicht bescheiden: "Es gibt keine besseren. Das Vergnügen bleibt auch nach langem Sitzen." Immerhin macht das kleine Unternehmen jährlich mehr als eine Million Mark Umsatz.
In seinen Werbeprospekten und auch im Internet wird auf diese Erfolgsgeschichte verwiesen und auch auf das Bauhaus. "Einrichtungssysteme aus der Bauhausstadt Dessau", heißt es da. Krökel versteht seine Arbeit durchaus als einen kleinen Beitrag zum Fortsetzen des Bauhausdesign. "In Dessau muss Neues auf diesem Gebiet entstehen", sagt er und fügt rasch hinzu, "natürlich sehe ich unsere Freischwinger nicht auf einer Stufe mit denen der Bauhausmeister aus den 30-er Jahren."
Egal wie, die Stahlmöbelhersteller arbeiten sehr eng mit den jetzigen Schülern des Bauhauses, mit Studenten der Hochschule Anhalt und mit dem Designzentrum Sachsen-Anhalt zusammen. "Hier bekommen wir Ideen für die Formen", erklärt Krökel. Auch werden 60 Stühle aus seiner Produktion im Bauhausklub genutzt, hat ein Studentenwettbewerb eindrucksvolle Ergebnisse gezeitigt. Die Umsetzung steht indes noch aus.
Gerade experimentiert der 52-Jährige mit Hanf. Neue umweltgerechte Materialien sollen in die Produktion Einzug halten. So baut er beispielsweise seit einiger Zeit auch die Stahlkonstruktion von Tischen, deren Platten aus recycelten Joghurtbechern bestehen.
"Bei aller Innovation", fügt er an, "haben wir jetzt einen Stand erreicht, der neue Anforderungen an den Vertrieb stellt." Zwar verkaufen etwa 300 Fachhändler die Produkte der Dessauer Stahlmöbel GmbH, kommen Order weltweit über das Internet, doch Krökel ist dies zu wenig. So knüpft er Kontakte nach Tschechien, Polen und Rußland. Ist auf Messen in Skandinavien vertreten und merkt überall: "Wir können mehr verkaufen. Wir bieten etwas Besonderes, brauchen uns nicht zu verstecken."