Firmen der Region: Obstproduktion Höhnstedt Firmen der Region: Obstproduktion Höhnstedt: Ein Apfeljahr mit Sonnenbrand
Halle/MZ. - Aprikosen mit dem Markenzeichen "Saale-Unstrut". Was auf den ersten Blick etwas Staunen hervorruft, hat in dem kleinen Dorf Höhnstedt - gut 20 Kilometer westlich von Halle gelegen - Tradition. Über den Wein- und Obsthängen, Seen und idyllischen Tälern liegt der Ort auf dem Plateau des Kelterberges. Die Seenlandschaft um den Süßen See sorgt für ein mildes Klima - vergleichbar wie an Rhein und Mosel.
Die "Obstproduktion Höhnstedt GmbH" baut auf gut 190 Hektar Obstplantagen vor allem Apfelsorten wie Boskoop, Jonagold, Elster und Golden Delicious aber auch Birnen, Kirschen, Pflaumen und eben Aprikosen an. "Wir können der Nachfrage nach Aprikosen kaum nachkommen", berichtet Kurt Ehm, Geschäftsführer des Unternehmens. Vor drei Jahren wurden auf sieben Hektar neue Aprikosenbäume gepflanzt, die nach Ehms Aussage schon nächstes Jahr Früchte tragen. Die Region ist deutschlandweit das einzige zusammenhängende Anbaugebiet für Aprikosen.
Ehm arbeitet schon seit Mitte der 60er Jahre in der Obstproduktion und gründete 1991 mit sechs anderen Gesellschaftern die Obstproduktion GmbH. Der Betrieb zählt mit rund 300 000 Obstbäumen zu den größten in Sachsen-Anhalt. Doch anders als in der Ackerbau-Landwirtschaft zählt Größe allein wenig. EU-Fördermittel gibt es hier nicht. Zwanzig Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen und saisonal kommen noch einmal 30 bis 60 osteuropäische Studenten hinzu, die über den Sommer bei der Ernte helfen. Gepflückt wird weitestgehend von Hand, was hohe Personalkosten verursacht.
"Doch vom Marktpreis von drei oder vier Mark pro Kilo bleiben uns meistens nur 30 bis 40 Pfennig", sagt Ehm mit ärgerlicher Stimme. Die Handelsketten hätten in den letzten Jahren ein "Preisdumping" betrieben, so dass die Gewinnspannen für die Obstanbauer oft gegen Null tendierten. Wöchentlich würden die Preise von den Großhändlern neu festgelegt. Laut Geschäftsführer sei so eine verlässliche Kalkulation kaum möglich.
Auch aus diesem Grunde betreibt der Hof eine eigene Verkaufsstelle, die vor allem Kunden aus Halle anzieht. "Höhnstedter Kelterberg" - das zweite Standbein des Unternehmens - steht hier zur Verköstigung: Rotweine, Weißweine und Obstbrände entwickelten sich zu einem lukrativen Geschäft. Schließlich ist Kurt Ehm auch ehrenamtlich Vorstandsvorsitzender der Winzervereinigung Freyburg.
In diesem Jahr tragen die Reben auf den 27 Hektar Anbaufläche gut. Um die Qualität des Weines zu erhöhen, werden sogar einige Trauben abgeschnitten. "Nur für Spitzenqualität bekommen wir noch einen guten Preis", gibt Ehm zur Begründung.
Doch nicht nur die Preise, sondern auch klimatische Veränderungen bereiten Kurt Ehm derzeit Kopfzerbrechen. Nicht Schädlinge wie Käfer, sondern eine "Überdosis" Sonne vernichtete in diesem Jahr einen Teil der Apfelernte. "Sonnenbrand!" Dagegen gibt es kein Mittel. "Ich habe so etwas in meiner langjährigen Praxis noch nicht erlebt", berichtet der Geschäftsführer und hofft, dass es eine Ausnahme bleibt.
Dabei ist Ehm stolz darauf, mit seinem Obst- und Weinanbau die Landschaft zu pflegen. "Gesunden Umweltschutz" nennt er das und meint einen schonenden Umgang mit Früchten und Boden zur Schaffung einer Kulturlandschaft. Gespritzt wird nur, wenn es unbedingt nötig sei. Ansonsten vertraut man auf Vögel und Füchse. "Künstlicher Umweltschutz" dagegen sei für Ehm die Schaffung von Biotopen, wo sie nicht hingehören. An Schlagworten nicht arm nennt Kurt Ehm seine Anbaumethode "gläserne Produktion". Jeder könne sich vor Ort davon überzeugen. Kleine Wanderwege entlang der Plantagen sollen die Leute sogar zu einem Besuch einladen. So will der Betrieb das Vertrauen der Kunden gewinnen, die gleich vor Ort einkaufen sollen.